Wertschätzen statt Wegwerfen

Wertschätzen statt Wegwerfen

Ein Nachmittag im Zeichen der Abfallvermeidung fand am 23.11.2019 in der Stadtbücherei Wedel statt. Zahlreiche Besucher*innen kamen, um sich bei Mitmachaktionen auszuprobieren und sich über Alternativen und Projekte zu informieren. Für das leibliche Wohl wurde durch zahlreiche Kuchenspenden und Getränke vom Wedeler Klimaschutzfonds gesorgt.

Für die Wandelgruppe Abfallvermeidung war es die erste große Veranstaltung und Gruppenleiter Bene zeigte sich sehr zufrieden. “Ich bin sehr glücklich mit den Ergebnissen und dem Ablauf der Veranstaltung. Durch die vielen Ideen und Anregungen, die von den zahlreichen Besuchen mitgebracht wurden, sind wir mit mehr rausgegangen als wir hineingetragen haben.”, sagte er nach Ende der Veranstaltung.

Upcycling

Einige Besucher*innen hatten Anregungen rund um das Thema “Upcycling” wie zum Beispiel selbstgemachte Briefumschläge und gefaltete Verpackungen aus Papier mitgebracht. Diese Ideen ergänzten hervorragend die Ausstellung der Klassen 2b und 4b der Altstadtschule Wedel, die verschiedenen Materialien ein zweites Leben geschenkt hatten.

Weitere Inspirationen für ein plastikfrei(eres) Leben konnten am Alternativentisch gesammelt werden. Zahlreiche Produkte und Tipps wurden hier vorgestellt und es kam ein reger Austausch mit unserer Zero-Waste-Expertin Simone zustande. Sie achtet in ihrem Alltag stark darauf, Plastikprodukte in jeglicher Form zu vermeiden. Hier konnte ein Mitgebsel von unserem Netzwerkpartner Schenefeld im Wandel bestaunt werden: Spülmittel aus getrockneten Kastanien. Auch für die anstehende Weihnachtszeit gab es Inspirationen: Geschenke lassen sich hervorragend in Tüchern oder einfach in Zeitungspapier verpacken.

Zeitungen spielten auch einen Tisch weiter eine zentrale Rolle: aus gesammelten Exemplaren aus den letzten Wochen wurden Tüten gefaltet, die dann für den Bioabfall oder den Transport von losem Obst und Gemüse genutzt werden können. Wer diese Idee zuhause umsetzen möchte, findet die Anleitung hier auf der Seite von smarticular.net.

Einen Tisch weiter ging es um die Mundhygiene. Zahlreiche Besucher*innen rührten mithilfe von Ralf, der die Mitmachaktion initiierte und betreute, eigene Zahnpasta an. Plastiksparend wurde die fertige Zahnpasta in kleinen Gläsern mit nach Hause genommen. Die Anleitung gab es zum Mitnehmen dazu und sicherlich auch in den nächsten Wochen hier auf unserem Blog und/oder unseren Kanälen auf den sozialen Netzwerken.

Weiteres zum Thema Hygiene gab es am Nähstand von Astrid, die gemeinsam mit Simone die Nähaktion von waschbaren Abschminkpads vorbereitet hatte. Aus Stoffresten, die unter anderem auch von Überbleibseln der letzten Kleidertauschparty stammten, wurden Kreise geschnitten, die dann mit den zur Verfügung gestellten Nähmaschinen vernäht wurden. Auch diese Aktion war ein voller Erfolg. Wieder Erwarten wagten sich auch viele Kinder an die Nähmaschinen.

Vor allem die Kinder waren auch von der Mitmachaktion unseres Netzwerkpartners Sheetkladde begeistert. Das Projekt von Bene und Janna bindet aus einseitig bedrucktem Papier, alten Kalenderblättern und Pappverpackungen neue Collegeblöcke – und hatten all ihre Materialien, die für diesen Vorgang notwendig sind, mitgebracht. Janna hatte den ganzen Nachmittag Kinder, aber auch einige Erwachsene neben sich stehen, die sich selbst an der Bindemaschine ausprobierten – wenn sie es denn geschafft hatten, sich für eins der schönen Motive, die zur Auswahl bereitstanden, zu entscheiden. “Wir haben nicht gedacht, dass so viele Lust haben, sich selber eine Sheetkladde zu binden.”, gab Janna zum Abschluss der Veranstaltung zu. Gegen Ende gab es sogar Engpässe mit dem mitgebrachten Papier: “Mehr hätten nicht kommen dürfen, sonst hätten die nicht mehr binden können. Aber jetzt müssen wir weniger wieder mit nach Hause nehmen!”. Wer es gestern nicht geschafft hat eine Sheetkladde zu binden, kann sich gerne unter sheetkladde.wedel[at]web.de melden. In nächster Zeit sollen regelmäßig Basteltreffen stattfinden, wo jede*r eigene Sheetkladden basteln kann. Individualtermine können vereinbart werden.

Das Repair Café Wedel stellte seine Arbeit ebenfalls vor und konnte zahlreiche Besucher*innen von der Idee begeistern. Mithilfe von mitgebrachten Werkzeugen demonstrierten sie, dass auch kaputte Elektro-Geräte nicht weggeschmissen werden müssen, sondern repariert werden können. Durch zahlreiche ausdrucksstarke Bilder konnten sie ihre Erfolge der letzten Veranstaltungen demonstrieren. Das nächste Repair Café findet am 1. Februar 2020 statt.

Bei Greenpeace konnten die Besucher*innen ihren ökologischen Fußabddruck berechnen lassen. Bei nicht wenigen führte das zu unschönen Überraschungen. Denn welchen Einfluss Ernährung, Wohnen, Reisen oder allein das Leben in Deutschland auf unsere Auswirkungen auf die Natur haben, ist auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich. Durch die Schätzungen auf dem Fragebogen wurden aber nicht nur ein dunkler Spiegel vorgehalten: so ließen sich auch Potentiale entdecken, wo noch CO2 oder andere Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden können.

Der Klimaschutzfonds Wedel stellte neben seiner Arbeit auch ihre Ressourcensammelstellen für Korken, CDs, Plastikdeckeln und Handys vor. Diese haben seit gestern auch einen neuen Nachbarn: es wurde eine neue Box aufgestellt, die inspiriert durch das Projekt Collect Kronkorken jetzt auch Kronkorken sammelt. Die Kronkorken werden sortenrein recycelt und die Erlöse zugunsten des Tier- und Umweltschutzes eingesetzt. Die Sammelboxen stehen in der Stadtbücherei Wedel beim Regal des Klimaschutzfonds.

Vielen Dank an alle Helfer, Kuchenspender, Fotografen und Besucher, die diesen Nachmittag zu einem tollen Erlebnis gemacht haben!

Anregungen und Feedback zur Gestaltung und Ablauf der Veranstaltung können gerne über Facebook, Instagram oder per Mail an abfallvermeidung[at]wedel-im-wandel.de gesendet werden.

Wie nachhaltig ist Bio-Plastik?

grüner Bioplastiklöffel im Kompost

Allgemein

„Die Ursprünge von  Bio-Kunststoff gehen weit zurück: schon ab dem 17. Jahrhundert begannen Naturforscher damit, Biopolymere (z.B. Kautschuk, Leinöl oder Zellulose) chemisch zu modifizieren, um neuartige Eigenschaften zu erreichen. Die dabei entwickelten ersten Kunststoffe wie Gummi, Linoleum oder Celluloid, werden auch als halb-synthetische Kunststoffe bezeichnet und gehören aufgrund ihrer biogenen Rohstoffbasis zu den ersten Biokunststoffen“ (vgl. https://www.carmen-ev.de/stoffliche-nutzung/biokunststoffe/herstellung/2245-herstellungsverfahren, 13.04.2019)

Das heutige BIO-Plastik  wird aus nachwachsenden Rohstoffen angefertigt, daher auch „bio-basierender“ Plastik genannt.  Aber nur ca. 30 % des „bio-basierenden“ Plastiks ist  auch gleichzeitig kompostierbar (die Kompostierbarkeit hängt von der chemischen Struktur des Bio-Plastik ab). Die Kompostierbarkeit ist übrigens nicht nur auf Bioplastik begrenzt, sondern es gibt auch kompostierbares konventionelles Plastik aus fossilen Rohstoffen (Erdöl). 

 Es gibt verschiedene Ausgangsstoffe  für die Herstellung für Bio-Plastik:

Lebensmittelbasierend: aus Pflanzenölen, wie Soja, Palm, Sonnenblumen, Rizinus, Rapsöl,
aus Stärke, wieMais, Weizen, Kartoffeln, Tapioka, etc., aus Glukose, wieZuckerrohr, Rüben, etc.

Nicht Lebensmittelbasierend: z.B. ausHolz, Nebenprodukte oder Abfälle aus der Land oder Holzwirtschaft, Stroh, organische Abfälle, Abwasser 

Nicht lebensmittelbasiert, bodenunabhängige Kulturen: aus Mikroorganismen, wie z.B.  Mikroalgen, Bakterien, Pilze“
(vgl. http://natureplast.eu/de/definition-von-biokunststoffen/herkunft-von-biokunststoffen/, 13.04.2019)

Zurzeit wird viel bezüglich Bio-Kunststoff vermehrt experimentiert und geforscht und nach neuen Möglichkeiten Ausschau gehalten. So experimentiert man z.B. mit „Flüssig-Holz“, Disteln und Algen.

Das meiste Bio-Plastik wird aus Stärke (wie z.B. Mais, Kartoffeln) hergestellt, wie z.B. Tüten. Die nachwachsenden Rohstoffe für Bio-Plastik stammen i.d.R. aus konventionellem und nicht ökologischem Anbau. Gesetzliche Vorgaben und die verschiedenen Ansprüche und Einsatzzwecke des Bio-Plastiks (wie z.B. schwere Entflammbarkeit, Haltbarkeit, Reißfestigkeit, Wasserbeständigkeit etc.) führen dazu, dass die Hersteller aber auch chemische Zusatzstoffe (wie Weichmacher, Farbstoffe, sonstige Additive) einsetzen. Auch wird teilweise sogar in geringen Mengen konventioneller Plastik beigemischt, um z.B. mehr Wasserbeständigkeit zu erreichen (dies hat mir auf Nachfrage  ein bekannter ökologischer Teeversand sogar eingestanden). Da diese Zusatzstoffe nicht deklariert sind (und vom Gesetzgeber noch nicht vorgeschrieben ist), kann man dies auch nicht erkennen. 

Der weltweite Anteil des Bio-Kunststoff ist in Bezug auf den herkömmlichen (fossilen) Kunststoff noch sehr gering, und liegt zurzeit noch unter 1 %. Da der Rohstoff Erdöl aber zur Neige geht, wird die Produktion von Bio-Kunststoff in den nächsten Jahren noch stark zunehmen. Nicht nur die Lebensmittelbranche, sondern z.B. auch die Auto-, Kleidungs- und Spielzeughersteller verwenden zunehmend Bio-Kunststoff. Es wird in dieser Hinsicht viel geforscht und nach neuen Möglichkeiten Ausschau gehalten. 

grüner Bioplastiklöffel im Kompost
Foto: JK

Argumente für Bio-Plastik

– die nachwachsenden Rohstoffe für Bio-Plastik sind eine Möglichkeit, die knapper werdenden fossilen Rohstoffe  Erdöl, Erdgas und Kohle zu ersetzen 

– nur für sich gesehen – ohne Anbau und Herstellung – setzt Bio Plastik z.B. bei der Verbrennung weniger CO2 frei. Der hohe Brennwert von (Bio)-Kunststoffen macht ihn zu einem idealen Ersatzbrennstoff für Kohle und Heizöl. Somit lässt sich aus Biokunststoffen erneuerbare Energie gewinnen und es wird im Gegensatz zur Verbrennung von fossilen Kunststoffen kein zusätzliches, klimaschädliches Kohlendioxid produziert

Argumente gegen Bio-Plastik

Kompostierung: Oft wird zu Unrecht mit der 100% Kompostierbarkeit von Bio-Plastik geworben, womit eine Art „Greenwashing“ betrieben wird. In der Praxis sieht es aber oft ganz anders aus. Gemäß der europäischen Richtlinie/ Norm „DIN EN 13432“ muss ein kompostierbares Material – also auch Bio-Plastik –  innerhalb von 6 Monaten zu 90% abgebaut sein, ohne umweltschädliche Reststoffe zu hinterlassen. (nähere Info siehe: https://biobagworld.com/de/umwelt/biologisch-abbaubar-und-kompostierbar/  , 13.04.2019) n den meisten heutigen kommunalen Kompostieranlagen sind Bio-Plastik aber  „Störstoffe“, denn das Kompostieren ist wesentlich kürzer, nur ca. 4-6 Wochen, zu kurz für kompostierbaren Bio-Plastik. Daher ist in den meisten Kommunen auch die Entsorgung von Bio-Plastik in der Bio-Tonne untersagt (Anmerkung: dies gilt auch für den Kreis Pinneberg). Will man sein Bio-Plastik im privaten Garten kompostieren, sind aber oft die entsprechenden Bedingungen (Feuchtigkeit, Wärme) nicht erfüllt und die Zersetzung ist nur mangelhaft.
(Zitat) “Die Kompostierung hat ein großes Ziel, nämlich den Aufbau von Bodensubstraten”, verdeutlicht Thomas Fischer als DUH-Experte für Kreislaufwirtschaft. Biokunststoffe sind als Kompostgeber etwa für die Landwirtschaft vollkommen nutzlos. Sie enthalten keinerlei Werte, die dem Kompost dienen.”  (vgl. https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/bioplastik-umweltschonend-oder-greenwashing/23202332.html, 13.04.2019)

– Recycling: für Biokunststoff gibt es keine gesetzliche Rücknahme- und Verwertungspflicht. Es werden von den Herstellern auch keine „Gebühren für das Duale System“ entrichtet. Darum dürfen Erzeugnisse aus Biokunststoff eigentlich  nicht in die gelbe Tonne/ gelben Sack. Weil man aber nicht immer unterscheiden kann, was nun Bio-Plastik und konventioneller Plastik ist,  landet Bio-Plastik trotzdem im gelben Sack, und dann letztendlich in der Verbrennungsanlage.
Gelangt Bio-Plastik in die Umwelt, wie z.B. ins Meer, wird es – ähnlich wie konventionelles Plastik – sich nur langsam abbauen und sich kleinteilig zersetzen.  

– Anbau/ Herstellung: Um nachwachsende Rohstoffe für Bioplastik, wie z.B. Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr anzubauen, braucht man auch Erdöl, (z.B. als Treibstoff für die Traktoren und Lastwagen für den Transport). Für den Anbau werden i.d.R. auch Dünger und Pestizide auf die Felder ausgebracht – mit den üblichen Nebenwirkungen, wie etwa zu viel Nitrat im Grundwasser. Nicht selten werden auch gentechnisch veränderte Organismen eingesetzt. In der Herstellung werden auch viel Wasser und  chemische Zusatzstoffe verwendet. Sollte die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen sich in Zukunft erhöhen, kann dies auch negative Folgen für die schon eher knappen Flächen für den Lebensmittel-Anbau haben. Lebensmittelanbau sollte aber Vorrang vor Bio-Plastik haben.
(Zitat)  „Die Erzeugung großer Mengen Bioplastik verändert die Landnutzung“, erklärt Dr. Neus Escobar vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn. „Global gesehen könnten dadurch zum Beispiel vermehrt Waldflächen zu Ackerland umgewandelt werden. Wälder binden aber erheblich mehr Kohlendioxid als etwa Mais oder Zuckerrohr, schon allein aufgrund ihrer größeren Biomasse.“ Dass dieser Effekt keine theoretische Spekulation ist, zeigen die Erfahrungen mit Biokraftstoffen. Die steigende Nachfrage nach der „grünen“ Energiequelle hatte in manchen Ländern massive Waldrodungen zur Folge.“ (vgl. https://www.uni-bonn.de/neues/329-2018, 13.04.2019) 

Es wird behauptet, Bio-Plastik Spielzeug ist nicht so belastet wie konventionelles Spielzeug. Dies scheint sich in der Realität nicht zu bewahrheiten: (Zitat) „Bioplastik-Spielzeug ist tatsächlich ein Trend. Lego zum Beispiel will bis zum Jahr 2030 kein Erdöl mehr für seine Klötzchen verwenden, sondern nachwachsende Rohstoffe. Klingt erst einmal gut, wenn auf dem Spielzeug irgendwas von “umweltfreundlich” steht. Aber selbst wenn die Rohstoffe nachhaltig erzeugt sein sollten: Um Bioplastik widerstandsfähig und flexibel zu machen, sind die gleichen chemischen Zusätze nötig wie bei Plastik aus Erdöl. Und wie gefährlich diese Zusätze sind, das hat noch niemand erforscht.“
(vgl. https://www.sueddeutsche.de/stil/oeko-ratgeber-wann-ist-es-zeit-fuer-einen-neuen-kuehlschrank-1.3625229, 13.04.2019)

Verbundwertstoffe: immer öfter findet man Verpackungen, die aus einer Mischung von Plastik und Papier (Pappe) bestehen. Im günstigsten Fall kann man das Plastik vom Papier trennen, aber oft ist dies nicht möglich. Diese sogenannten Verbundwertstoffe lassen sich dann nur mit sehr aufwendigen und energieaufwendigen Verfahren wieder trennen. Da nicht alle Kommunen die Technik dafür haben, werden diese Verbundstoffe ins Ausland transportiert oder sie werden einfach verbrannt. 

Fazit

Das Bio-Plastik ist vollmundig zu Unrecht als eine umweltfreundliche  Variante von vielen Herstellern präsentiert worden.  Ökobilanzen belegen nämlich, dass biobasierte und abbaubare Bio Kunststoffe in der Gesamtheit keine Umweltvorteile gegenüber herkömmlichen Plastikprodukten aufweisen. Im Gegenteil, schneiden in der Ökobilanz teilweise die recycelbaren herkömmlichen Kunststoffe sogar besser ab, weil sie öfter verwendet werden.  

Aus meiner Sicht kann Bio-Plastik erst dann eine wirkliche umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Plastik sein, wenn:

–  Bio-Kunststoff umweltfreundlich (zumindest nur so minimal wie möglich), ohne chemische (und damit umweltschädliche) Zusatzstoffe, hergestellt und die Kompostierbarkeit verbessert  wird, so dass sie für die kommunalen Kompostier-Anlagen, aber auch den Komposthaufen im Garten geeignet sind
–  die notwendigen Rohstoffe (wie z.B. Mais, Kartoffeln etc.) für Bio-Kunststoff nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelwirtschaft stehen, sondern stattdessen vermehrt  pflanzliche Abfälle und Reststoffe, wie z.B. Holzabfälle, Strohstängel, spezielle Lebensmittelabfälle etc. verwendet werden, die man nicht extra anbauen muss. Die Forschung in neue umweltfreundliche Rohstoffe (wie z.B. Algen) sollte staatlich gefördert werden.
– ein funktionierendes Recycling-System aufgebaut wird (ähnlich wie die gelbe Wertstoff-Tonne für herkömmlichen Kunststoff), damit aus dem Einweg Plastik ein wiederverwertbarer Mehrweg-Rohstoff wird. Begünstigend könnte hierbei der Tatbestand sein, dass seit März 2019 ein neues Verpackungsgesetz in Kraft getreten ist, welches die Kommunen dazu verpflichtet, die Recyclingquote für Kunststoff von bisher 35 % auf 63 % zu erhöhen. Allerdings bezweifle ich bei der derzeitigen noch geringen Menge an Bio-Plastik, dass die Kommunen dies finanzieren können (wollen). 

– die Hersteller von Bio-Plastik, aber auch Hersteller von herkömmlichem Plastik, sollten per Gesetz dazu verpflichtet werden, alle Inhaltsstoffe anzugeben. Auch die Dauer der Kompostierbarkeit sollte angegeben werden.  


Ob herkömmliches Plastik oder Bio-Plastik, die beste Alternative ist immer noch: Verpackungen zu vermeiden! 

Autor: RM, WG Faktencheck, Foto: JK

Quellen:

  • Carmen e.V., www.carmen-ev.de, Netzwerk für Nachwachsende Rohstoffe
  • Nautureplast, www.natureplast.eu, Beratungsunternehmen
  • Studie der Universität Bonn: Escobar, Haded, Börnder, Britz: Land use mediated GHG emissions and spillovers from increased consumption of bioplastic, 2018
  • Handelsblatt: Jost, Bioplastik: Umweltschonend oder Greenwashing?, 2018
  • Süddeutsche Zeitung: Widmann, Wann ist es Zeit für einen neuen Kühlschrank?, 2017

Kuchen im Glas

Kuchen im Glas

Was gibt es bei diesem Wetter schöneres, als in der Sonne zu sitzen und ein Stück Kuchen zu essen? Nicht jeder hat einen sonnigen Balkon oder Garten zur Verfügung oder jedes Wochenende Zeit (und Lust) zu backen oder genug Leute, die bei der Vernichtung helfen. Sich immer beim Bäcker ein Stück Kuchen zu holen ist natürlich eine Lösung, aber geht auf der einen Seite irgendwann ins Geld und produziert auf der anderen einen ganz schönen Haufen Müll.

In unserem zwei-Personen-Haushalt treffen die meisten der oben genannten Dinge zu. Backen ist dann doch zeitaufwändiger als man denkt und der fertige Kuchen, den man im Supermarkt kaufen kann, wenn der Bäcker zu teuer ist, ist eigentlich nur süß. Bei Stöbern auf verschiedenen Websites oder in Backbüchern bin ich immer wieder auf „Kuchen im Glas“ gestoßen. Einmal backen, Deckel drauf und lange genießen: das klingt doch nach einer guten Idee! Zudem kann man diesen Kuchen auch sehr einfach auf Ausflügen und Fahrradtouren transportieren.

Aber wird der Kuchen wirklich haltbar? Welche Gläser nimmt man am besten? Was muss man bei welchen Rezepten beachten? Es gibt viele Fragen, die einen immer wieder davon abhalten, Dinge einfach mal auszuprobieren. Doch als wir uns vornahmen, mehr auf Plastik und Abfall zu verzichten und uns näher mit Einkochen und dem Haltbarmachen von Lebensmitteln beschäftigten, muss man dann mit irgendwas endlich mal anfangen.

Für Kuchen im Glas füllt man den fertigen Teig in die ausgewählten Gläser. Diese sollte man am besten nur halb füllen. Der Kuchen wird ganz normal im Ofen gebacken, die Backzeit muss gegebenenfalls angepasst werden, da die Gläser vermutlich kleiner als eine Kuchenform sind. Nach einer positiven Stäbchenprobe werden die Gläser aus dem Ofen geholt und sofort verschlossen. Beim Auskühlen bildet sich dann optimalerweise ein Vakuum, wodurch die Kuchen haltbar werden.

Kuchen im Glas: befüllte Gläser ungebacken

Unsere Wahl fiel auf einen Marmorkuchen in Twist-Off-Gläsern von süßem Brotaufstrich, von denen wir genügend hatten. Am besten geeignet für Kuchen im Glas sollen Sturzgläser sein, also Gläser, deren Rand sich nach oben hin nicht verengt. Auch Weck-Gläser sind natürlich gut geeignet. 

Einen geraden Rand hatten unsere Gläser nicht, allerdings ist es gerade bei größeren Gläsern vielleicht eine gute Idee, wenn man den Kuchen stürzen und in Stücke schneiden möchte und nicht wie wir einfach aus dem Glas löffelt. Das Fetten und Ausstreuen mit Mehl oder Semmelbröseln haben wir im Eifer des Gefechts vergessen, was sich aber nicht als dramatisch herausgestellt hat. Der fertige Kuchen lässt sich gut vom Rand lösen.

An Rezepten eignen sich laut der verschiedenen Quellen am besten einfache Rührteige ohne Obst, bei denen die „Heiß verschließen“-Methode bedenkenlos angewendet werden kann. Bei Teigen, die Obst enthalten empfiehlt es sich, den fertigen Kuchen noch einmal einzukochen. Beim „Heiß verschließen“ sollte man die Deckel vor dem Verschließen in heißes Wasser legen, um ein Springen des Deckels zu verhindern, da dieser auf die heißen Gläser direkt aus dem Ofen gedreht wird.

fertiger Kuchen im Glas mit eingestecktem Löffel

Unser Fazit: innerhalb von zwei Tagen haben wir schon zwei Gläser verputzt, der Kuchen schmeckt gut und ist schön saftig. Allerdings lässt sich so natürlich kein Haltbarkeitstest durchführen, aber vielleicht gibt es beim nächsten Mal kleinere und dafür mehr Gläser und wir hauen uns die nächsten Tage mal ordentlich auf die Finger. Vakuum hatte sich in beiden bisher geöffneten Gläsern gebildet und scheint sich auch bei den anderen Gläsern gezogen zu haben. Das „Heiß verschließen“ hat also soweit funktioniert.

Achtung! Selbst wenn sich ein Vakuum gebildet hat, sollte man sich bei eingekochten Lebensmitteln immer auf all seine Sinne verlassen und vor dem Verzehr daran riechen und gegebenenfalls probieren. Außerdem sind eine saubere Arbeitsweise in der Küche sowie frische Zutaten sind wichtig.

Wer sich weiter in das Thema vertiefen möchte, hier ein paar Anregungen: 

Facebookgruppe „Einkochen wie zu Omas Zeiten“

Text JG, Bilder JG & BG