„Wir verramschen Lebensmittel.“

„Wir verramschen Lebensmittel.“

Oft schaffe ich es nicht mit einem Hechtsprung binnen Sekunden am Radio zu sein, um es auszuschalten, wenn dort ein Block mit Radiowerbung beginnt. Ich mag diesen Psychoterror nicht und schalte deshalb dann lieber ab. Sehr oft werden in den dann laufenden Spots Lebensmittel zu unglaublich niedrigen Preisen angeboten. Jetzt nur 69 Cent!! Jetzt noch billiger! Dauertiefpreise! Ich denke dann: Dieses pflanzliche oder tierische Lebensmittel hat also ein Bauer irgendwo auf der Welt mit Mühe erzeugt, ihr habt ihn dafür so schlecht bezahlt, dass sein Betrieb gerade mal knapp überleben kann und dann stellt ihr euch hin und verramscht dieses Lebensmittel zu Niedrigstpreisen? Ich finde das widerwärtig. Das, wovon wir alle uns ernähren wird zur Billigstware degradiert, nur um uns zum Konsum in die Geschäfte zu locken. Kein Respekt vor den Landwirten und den Lebensmitteln selbst. Dabei ist es meist nur ein einziges Produkt, dessen Billigstpreis da von einer großen Handelskette beworben wird. Denn nur diesem einen Produkt haben sie diesen Preis unter Wert gegeben um uns in die Läden zu locken. Ihr Kalkül ist es natürlich, uns damit in die Läden zu locken und dann zu hoffen, dass wir neben dem beworbenen Produkt noch viele andere, teurere Produkte kaufen und das superbillige Produkt so nicht zu einem finanziellen Verlust für den Händler führt. Was aber den Konsumenten im Kopf hängen bleibt, ist der super niedrige Preis des einen Produkts.

Durch permanente Wiederholung über den Tag verteilt in jedem Werbeblock bohrt sich die Botschaft des Werbespots in den Kopf und wird dort unfreiwillig abgespeichert. Das aber aus der Summe dieser Botschaften resultierende Gefühl beim Konsumenten ist dieses: Lebensmittel sind so billig, sie sind es nicht wert, sich darüber einen Kopf zu machen. Erst in diesem Lichte erscheinen dem Konsumenten dann Preise für Lebensmittel im Bio-Laden als viel zu teuer.

Sollte man mal über ein Verbot solcher allein den niedrigen Preis bewerbenden Werbespots nachdenken? Sollen die Handelsketten doch stattdessen mal mit anderen Merkmalen ihrer Produkte werben. Jetzt noch gesünder hergestellt, jetzt mit noch kleinerem ökologischem Fußabdruck, Produkte aus ihrer Region, noch frischer, noch leckerer… Vielleicht würde uns Konsumenten dann aufgehen, dass ein Lebensmittel neben dem Preis auch noch andere Merkmale hat und die Wertschätzung würde wieder zunehmen.

Text JK

Wertschätzen statt Wegwerfen

Wertschätzen statt Wegwerfen

Ein Nachmittag im Zeichen der Abfallvermeidung fand am 23.11.2019 in der Stadtbücherei Wedel statt. Zahlreiche Besucher*innen kamen, um sich bei Mitmachaktionen auszuprobieren und sich über Alternativen und Projekte zu informieren. Für das leibliche Wohl wurde durch zahlreiche Kuchenspenden und Getränke vom Wedeler Klimaschutzfonds gesorgt.

Für die Wandelgruppe Abfallvermeidung war es die erste große Veranstaltung und Gruppenleiter Bene zeigte sich sehr zufrieden. “Ich bin sehr glücklich mit den Ergebnissen und dem Ablauf der Veranstaltung. Durch die vielen Ideen und Anregungen, die von den zahlreichen Besuchen mitgebracht wurden, sind wir mit mehr rausgegangen als wir hineingetragen haben.”, sagte er nach Ende der Veranstaltung.

Upcycling

Einige Besucher*innen hatten Anregungen rund um das Thema “Upcycling” wie zum Beispiel selbstgemachte Briefumschläge und gefaltete Verpackungen aus Papier mitgebracht. Diese Ideen ergänzten hervorragend die Ausstellung der Klassen 2b und 4b der Altstadtschule Wedel, die verschiedenen Materialien ein zweites Leben geschenkt hatten.

Weitere Inspirationen für ein plastikfrei(eres) Leben konnten am Alternativentisch gesammelt werden. Zahlreiche Produkte und Tipps wurden hier vorgestellt und es kam ein reger Austausch mit unserer Zero-Waste-Expertin Simone zustande. Sie achtet in ihrem Alltag stark darauf, Plastikprodukte in jeglicher Form zu vermeiden. Hier konnte ein Mitgebsel von unserem Netzwerkpartner Schenefeld im Wandel bestaunt werden: Spülmittel aus getrockneten Kastanien. Auch für die anstehende Weihnachtszeit gab es Inspirationen: Geschenke lassen sich hervorragend in Tüchern oder einfach in Zeitungspapier verpacken.

Zeitungen spielten auch einen Tisch weiter eine zentrale Rolle: aus gesammelten Exemplaren aus den letzten Wochen wurden Tüten gefaltet, die dann für den Bioabfall oder den Transport von losem Obst und Gemüse genutzt werden können. Wer diese Idee zuhause umsetzen möchte, findet die Anleitung hier auf der Seite von smarticular.net.

Einen Tisch weiter ging es um die Mundhygiene. Zahlreiche Besucher*innen rührten mithilfe von Ralf, der die Mitmachaktion initiierte und betreute, eigene Zahnpasta an. Plastiksparend wurde die fertige Zahnpasta in kleinen Gläsern mit nach Hause genommen. Die Anleitung gab es zum Mitnehmen dazu und sicherlich auch in den nächsten Wochen hier auf unserem Blog und/oder unseren Kanälen auf den sozialen Netzwerken.

Weiteres zum Thema Hygiene gab es am Nähstand von Astrid, die gemeinsam mit Simone die Nähaktion von waschbaren Abschminkpads vorbereitet hatte. Aus Stoffresten, die unter anderem auch von Überbleibseln der letzten Kleidertauschparty stammten, wurden Kreise geschnitten, die dann mit den zur Verfügung gestellten Nähmaschinen vernäht wurden. Auch diese Aktion war ein voller Erfolg. Wieder Erwarten wagten sich auch viele Kinder an die Nähmaschinen.

Vor allem die Kinder waren auch von der Mitmachaktion unseres Netzwerkpartners Sheetkladde begeistert. Das Projekt von Bene und Janna bindet aus einseitig bedrucktem Papier, alten Kalenderblättern und Pappverpackungen neue Collegeblöcke – und hatten all ihre Materialien, die für diesen Vorgang notwendig sind, mitgebracht. Janna hatte den ganzen Nachmittag Kinder, aber auch einige Erwachsene neben sich stehen, die sich selbst an der Bindemaschine ausprobierten – wenn sie es denn geschafft hatten, sich für eins der schönen Motive, die zur Auswahl bereitstanden, zu entscheiden. “Wir haben nicht gedacht, dass so viele Lust haben, sich selber eine Sheetkladde zu binden.”, gab Janna zum Abschluss der Veranstaltung zu. Gegen Ende gab es sogar Engpässe mit dem mitgebrachten Papier: “Mehr hätten nicht kommen dürfen, sonst hätten die nicht mehr binden können. Aber jetzt müssen wir weniger wieder mit nach Hause nehmen!”. Wer es gestern nicht geschafft hat eine Sheetkladde zu binden, kann sich gerne unter sheetkladde.wedel[at]web.de melden. In nächster Zeit sollen regelmäßig Basteltreffen stattfinden, wo jede*r eigene Sheetkladden basteln kann. Individualtermine können vereinbart werden.

Das Repair Café Wedel stellte seine Arbeit ebenfalls vor und konnte zahlreiche Besucher*innen von der Idee begeistern. Mithilfe von mitgebrachten Werkzeugen demonstrierten sie, dass auch kaputte Elektro-Geräte nicht weggeschmissen werden müssen, sondern repariert werden können. Durch zahlreiche ausdrucksstarke Bilder konnten sie ihre Erfolge der letzten Veranstaltungen demonstrieren. Das nächste Repair Café findet am 1. Februar 2020 statt.

Bei Greenpeace konnten die Besucher*innen ihren ökologischen Fußabddruck berechnen lassen. Bei nicht wenigen führte das zu unschönen Überraschungen. Denn welchen Einfluss Ernährung, Wohnen, Reisen oder allein das Leben in Deutschland auf unsere Auswirkungen auf die Natur haben, ist auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich. Durch die Schätzungen auf dem Fragebogen wurden aber nicht nur ein dunkler Spiegel vorgehalten: so ließen sich auch Potentiale entdecken, wo noch CO2 oder andere Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden können.

Der Klimaschutzfonds Wedel stellte neben seiner Arbeit auch ihre Ressourcensammelstellen für Korken, CDs, Plastikdeckeln und Handys vor. Diese haben seit gestern auch einen neuen Nachbarn: es wurde eine neue Box aufgestellt, die inspiriert durch das Projekt Collect Kronkorken jetzt auch Kronkorken sammelt. Die Kronkorken werden sortenrein recycelt und die Erlöse zugunsten des Tier- und Umweltschutzes eingesetzt. Die Sammelboxen stehen in der Stadtbücherei Wedel beim Regal des Klimaschutzfonds.

Vielen Dank an alle Helfer, Kuchenspender, Fotografen und Besucher, die diesen Nachmittag zu einem tollen Erlebnis gemacht haben!

Anregungen und Feedback zur Gestaltung und Ablauf der Veranstaltung können gerne über Facebook, Instagram oder per Mail an abfallvermeidung[at]wedel-im-wandel.de gesendet werden.

Wünsche für Wedel

Wünsche für Wedel

Jeder von uns hat Wünsche. Einige betreffen nur uns selbst, andere unsere Familie oder Freunde – und wieder andere die Stadt, in der wir leben. Wedel im Wandel wünscht sich ein lebenswerteres Wedel. Doch welche Bereiche kann das betreffen?

Abfallvermeidung bei Veranstaltungen

Am Vorabend des großen Radrennens gibt es in Wedel direkt um den Roland auch im Jahr 2019 ein Event, bei dem eine regional bekannte und beliebte Band ein abendfüllendes Programm auf die Bühne bringen darf. Der Platz am Roland ist deshalb voll von Menschen. Natürlich darf dabei auch die mobile Gastronomie nicht fehlen, mit diveren Buden, Zelten und Wagen ist sie vetreten um die Konzertbesucher mit fester und flüssiger Nahrung zu versorgen. Sowohl Massen an Bier als auch verschiedene andere Getränke werden dabei in Einweg-Plastikbechern über den Tresen gereicht. Die Becher werden geleert und dann aus Spaß auf den Tischen der
aufgestellten Bierzeltgarnituren in große Höhen gestapelt. Junge Herren
in schwarzen T-Shirts laufen ab und zu herum und sammeln die Becher
neben anderem Müll in große blaue Müllsäcke.

Liebe Stadt Wedel, wir wollen demnächst in unserer Stadt die Europäische
Woche der Abfallvermeidung mit verschiedenen Aktionen begehen und viele Bürger machen sich bereits seit Längerem Gedanken um das Thema Abfall und wie man ihn reduzieren kann und die Stadt Wedel verlangt von mobilen Gastronomen nicht Mehrwegbecher zu verwenden? Das ist aber sowas von von vorgestern! Das sollte schleunigst geändert werden!

Text: JK

Wedeler Bahnhofstraße gesperrt!

Die Wedeler Bahnhofstraße für den motorisierten Individualverkehr (abgekürzt MIV) sperren? Und so die Bahnhofstraße den Menschen, den Fußgängern und den Radfahrern übergeben? Der Aufschrei wäre sicherlich mindestens bis nach Ottensen zu hören!

Dort ist Anfang September 2019 ein entsprechender Versuch gestartet worden (siehe: www.ottensenmachtplatz.de ). Ein paar autofreie Straßenzüge, in denen sich nun Fußgänger und Radfahrer die Fahrbahn, die Ruhe und die bessere Luft teilen. Toll! Und, ich habe genau nachgeschaut: noch kein Geschäft ist pleite gegangen! Unglaublich!

— Aber in Wedel??

Ottensen macht Platz

Text + Fotos: JK