Es tut sich was

Wenn man jung ist, will man die Welt verändern. Das sagen die Erwachsenen manchmal. Und dann erzählen sie von Grenzen, an die wir stoßen werden. An Grenzen, an die sie gestoßen sind? Vielleicht. Grenzen, die uns aufhalten sollten? Herausforderungen, denen wir nicht gewachsen sind? Vielleicht.

Aber dann stehe ich in der Mittagspause in der Schlange vor der Essensausgabe und höre gleich zwei Schülerinnen nach ihrem veganen Mittag fragen. Und beide bekommen ihren Teller mit ihrer veganen Mahlzeit. Und alle haben gesehen, dass das geht. Dass man nur eine Nachfrage von einem klimafreundlicheren Mittag entfernt ist.

Dann fehlen Freitags auf einmal spürbar viele Schüler und jeder weiß, wo sie sind. Auf den „Fridays For Future“ Demonstrationen. Und zur gleichen Zeit sitzen Mengen an Schülern in den S-Bahnen, mit bunten Plakaten und freuen sich über erstaunte Gesichter von unwissenden Passanten. Sie freuen sich, weil sie merken, wie merkbar sie sind.

Dann ist im Klassenraum der Ärger auf einmal groß, wenn das Licht oder der Beamer über Nacht an war. Und es sind nur selten die Lehrer denen das auffällt. Wir sind es. Die Schüler.

Dann wird beim Einkaufen für das Wochenende auf einmal nicht nur auf den Preis geachtet. Jutebeutel sind jetzt angesagt, Plastiktüten ernten böse Blicke. Second-Hand Kleidung, Zahnputztabletten, kein Palmöl, wie machen wir das eigentlich Weihnachten?

Dann öffnen sich auf einmal Türen. Und nicht jeder geht durch. Zu wenige gehen durch. Und wir können auch nicht durch alle Türen gleichzeitig gehen. Und durch manche auch gar nicht. Aber die Türen sind geöffnet. Weil wir die Türen geöffnet haben.

Wenn man jung ist, will man die Welt verändern. Ja, wir wollen die Welt verändern. Und wir haben schon angefangen damit.

Ich glaube, für uns ist das einfacher. Das einfach mal anfangen. Einfach mal kein Fleisch essen. Einfach mal nicht das Shampoo in der Plastikflasche kaufen. Vielleicht, weil wir noch ein bisschen naiver sind. Weil wir noch daran glauben, eine Veränderung bewirken zu können. Weil wir erst in wenigen festgefahrenen Strukturen hängen. Weil wir eine Zukunft für unsere Kinder brauchen. Weil wir vor gar nicht so langer Zeit selber noch Schneemänner gebaut haben. Weil in uns noch immer so ein großer Wunsch nach weißen Weihnachten ist. Weil uns der Raum gegeben wird, in der Schule, um zu diskutieren. Zu inspirieren. Zu lernen, voneinander und miteinander. Weil wir noch gar nicht so richtig angefangen haben zu leben. Selbstbestimmt zu leben. Und weil wir, wenn wir anfangen, alles richtig machen wollen.

Das ist nur ein ganz persönlicher Eindruck. Eine Meinung. Meine Meinung. Aber damit hat es doch angefangen, oder? Mit Meinungen und Stimmen, die laut geworden sind.