Unser Permakultur- Garten: Die Versuche

Apfelbaum

Wie es genau begann, erinnere ich nicht mehr. Auf jeden Fall wurde uns klar, dass wir selbst mit unserem kleinen Garten plus Balkon tätig werden können. 

Mittlerweile gibt es vier kleine Teiche im Garten. Darin befinden sich kleine Fische, Amphibien und Wasserpflanzen. Auch Amseln erfrischen sich gern darin.

Teich mit Goldfischen

Gleich neben dem Insektenhotel gibt es einen Unterschlupf für Igel. (Leider wurden diese Angebote noch nicht angenommen.)

Insektenhotel
Igelunterschlupf

Das Apfelbäumchen (Goldparmäne) ist um die acht Jahre alt und hat mittlerweile einen festen Stand. In der blauen Tonne wird Regenwasser gesammelt.

Apfelbaum

Hochbeete haben wir schon zwei. Die Erde dazu kommt vom Kompost.

Hochbeet mit Tomaten
Hochbeet mit Kräutern

Auf dem Balkon ziehen wir verschiedene Pflanzen, auch um Bienen anzulocken.

Upcycling am Balkon

Im Freisitz haben wir vor, daraus ein Gewächshaus zu machen.

bunt bepflanzt

Rhabarber wächst gut und schmeckt gut.

Rhababerverarbeitung

Auch das Dach lässt sich bepflanzen. 

Vieles entwickelt sich, obwohl wir vieles noch herausfinden müssen.

Hilfe ist dabei auf jeden Fall:
Kurt Forster (2016): Mein Selbstversorger-Garten am Stadtrand. Permakultur auf kleiner Fläche

Text und Bilder: CF

Neue Hochbeete auf Wedeler Spielplätzen

Neue Hochbeete auf Wedeler Spielplätzen

Ein essbares Wedel – regional, gemeinschaftsfördernd und ökologisch vertretbar:

Was ist eigentlich noch essbar?

Beim Einkaufen von Lebensmitteln in Wedeler Supermärkten entsteht bei mir vor den Obst- und Gemüseregalen meistens Frust und Ratlosigkeit. Blaubeeren aus Marokko, Avocados aus Peru und als Krönung der Absurditäten: Äpfel aus Neuseeland – und das mitten im größten Apfelanbaugebiet Europas. Ein Gang zum Bio-Regal macht es dann auch nicht besser: Alles doppelt in Plastik verpackt, die Herkunftsgebiete vergleichbar abenteuerlich…

Äpfel als Verpflegung

Es drängen sich mir weitere Fragen auf: Was davon kann ich noch mit gutem Gewissen kaufen? Was ist schlimmer: Die in Plastik eingeschweißte Bio-Gurke aus Spanien, oder die unverpackte konventionell Angebaute aus den Niederlanden? Wie wurde dieses Grünzeug produziert? Mit welchem Verkehrsmittel kam es angereist? Welche Gifte wurden verwendet für Produktion und Konservierung? Was davon gehört eigentlich auf den Sondermüll und was davon ist eigentlich noch essbar? Alles Fragen, die mir im Supermarkt natürlich kein Mensch beantworten kann.

Wenn man sich solchen Fragen zu sehr hingibt, geht man am Ende mit einem leerem Einkaufskorb aus dem Geschäft und fragt sich, wo das noch hinführen soll…. Wie kann es sein, dass ich Lebensmittel kaufen will und den Supermarkt mit einem unguten Gefühl und einem schlechten Gewissen wieder verlasse?

Sollte es nicht vielmehr so sein, dass es die Regel sein sollte mit einem angenehmen Gefühl und einem guten Gewissen einkaufen zu gehen? Dass die fragwürdigen Produkte in einem Supermarkt eher die Ausnahme und nicht die Regel sein sollten? 

Schließlich sind es Lebensmittel, also Mittel zum Leben, die mich mit energiespendenden Vitalstoffen versorgen und mich nähren sollen – und mich nicht in eine Sinnkrise stürzen sollten. 

Mein Körper sollte sie zu meinem Besten verstoffwechseln, mich belastbar und leistungsfähig erhalten und schließlich in meinen Körper integrieren – und ihn dabei nicht vergiften.  „Du bist, was du isst!“ Was das bedeutet, ist mir in den letzten Jahren immer bewusster geworden, und so bleibt mein Einkaufskorb im Supermarkt immer häufiger leer….

Es scheint, als hätten wir komplett den Kontakt zu dem, was uns eigentlich ernähren und nähren sollte, verloren. 

Aber: Wir brauchen gute und gesunde Lebensmittel um gesund zu bleiben, gesunde Gedanken zu haben und unsere Kinder gesund aufwachsen zu lassen. Und letztlich braucht auch unsere Umwelt und jedes fühlende Lebewesen einen gesunden Umgang mit unserer Nahrung, damit wir nicht bald eine von nur noch wenigen Spezies auf dieser Erde sind und unser Planet noch eine Weile lebenswert bleibt – ja, vielleicht sogar wieder regenerieren und gesunden kann.

Was kann die Lösung dieses Wahnsinns sein? Was kann ich dazu beitragen? Was sind die Alternativen? Eine Kiste vom Bio-Bauernhof des Vertrauens oder der Kauf beim örtlichen Bio-Laden oder bei Erzeugern in der Umgebung ist sicher ein guter Anfang. Oder lieber gleich selbst anbauen?

Das braucht Zeit, Liebe, Sachverstand und Geduld und nicht zuletzt auch ein Stückchen Erde, das sich zum Anbau eignet. Die meisten von uns haben jedoch zu wenig Zeit, Lust, Energie und Freude, sich dem Thema Eigenanbau zu widmen oder schlichtweg keinen Platz dafür.

Daher die Idee: den regionalen, gemeinschaftsfördernden und ökologisch vertretbaren Anbau von Lebensmitteln im öffentlichen Raum fördern

Auf der Suche nach regionalen Ideen und Lösungen schauten wir Wedel-im-Wandler*innen uns mal ein wenig um und stellten fest, dass es in Wedel doch Einiges zu entdecken gibt. 

Kräuterhochbeet

Schulgärten, Kita-Beete, die Streuobstwiese und viel essbares Grün im öffentlichen Raum. Wir entdeckten zahlreiche angepflanzte Wildblumenbeete, städtische Obstbäume und Beerensträucher und zwei Kräuterbeete in der Bahnhofstraße. Schließlich kamen wir darüber auch mit der Stadtverwaltung ins Gespräch. Denn auch hier wird nach Lösungen gesucht, seitdem das Massensterben von Insekten in aller Munde ist.

Die städtischen Früchte sind inzwischen durch unsere Anregung von der Stadtverwaltung auf einer Karte eingezeichnet und veröffentlicht worden, so dass jedermann und -frau in Erfahrung bringen kann, an welchen Stellen unserer Stadt dieses regionale und unbelastete Obst frei geerntet werden darf. (https://www.wedel.de/rathaus-politik/stadtverwaltung/stadtentwicklung/klimaschutzmanagement/kostenlos-naschen-uebersichtskarte-zu-den-staedtischen-obstbaeumen.html)

Andere Kommunen gehen inzwischen noch weitere Schritte und bepflanzen öffentliche Flächen und Beete mit essbaren Gemüsesorten und Kräutern: Tomate, Kartoffel und Zucchini für alle zugänglich und nutzbar. Das sorgt nicht nur für eine Hinwendung zu regionalem Anbau und macht für alle sicht- und erlebbar, wie unsere Nahrungsmittel angebaut werden, wachsen und gedeihen, sondern es bringt auch die Menschen zusammen: Der Polizist, der auf dem Beet vor der Polizeiwache die Tomaten gießt, trifft auf die alte Dame, die sich dort für ihr Mittagessen ein paar Bohnen erntet. So kommt man dann ins Gespräch. 

Genau das wollen wir auch für Wedel! Einen ersten Schritt in diese Richtung machten wir schon im letzten Spätsommer (2018) auf dem Spielplatz am Hans-Böckler-Platz. Dieser Spielplatz verfügt über eine Wasserpumpe, eine wichtige Voraussetzung, wenn man Gemüse und Kräuter auf dem Spielplatz anpflanzen will. Denn die Wasserversorgung ist auf diese unkomplizierte Weise gewährleistet. So braucht man nur noch eine kleine Gießkanne. Und Blumengießen aus der Wasserpumpe macht den Kleinen und den Großen Spaß.

Gemeinsam mit der Stadt Wedel, dem Kinderschutzbund und unserer Arbeitsgruppe „Wedel – genial, grün, essbar“ installierten wir dort zwei Hochbeete, die nun mit Kräutern und Gemüse bepflanzt sind und von großen und kleinen Menschen aus der Nachbarschaft gepflegt und beerntet werden. Das funktioniert immer besser, wie wir Anfang Mai bei einer Neubepflanzungsaktion am Hans-Böckler-Platz festgestellt haben. Für diese Aktion hatten wir nämlich Menschen aus der Nachbarschaft eingeladen und kamen vor Ort mit einigen Hochbeetpfleger*innen ins Gespräch. Auch einige neue Helfer*innen konnten wir zum Mitmachen motivieren.  Wie wunderbar!

Gemeinsames Bepflanzen der Hochbeete mit groß und klein

Am 22. Mai 2019 folgte die zweite Hochbeet-Aktion auf dem kleinen Spielplatz am Anne-Frank-Weg. Gemeinsam mit den Nachbar*innen und Kindern des Wohngebietes wurden hier zwei neue Hochbeete mit Kürbis, Zucchini, Tomaten und Co. bepflanzt. 

Jedes Mal, wenn ich jetzt dort vorbeischaue, kann ich sehen, dass die kleinen Pflänzchen frisch gegossen sind. Die Hochbeete wurden also schon „adoptiert“. 

Das ist es, was mich am allermeisten freut: unsere Idee scheint zu funktionieren. 

Und es soll noch weitergehen. Es gibt noch mehr Spielplätze mit Wasserpumpen und Familien in Wedel, die sich über ein Hochbeet mit essbarem Grün vor ihrer Haustür freuen würden. Und es gibt noch viele Beete, die noch mit wenig Brauchbarem für Mensch und Tier bepflanzt sind und nur darauf warten, entdeckt und neugestaltet zu werden. 

Mögen also noch viele weitere Hochbeete folgen. Möge die Stadt mehr essbare Beete im öffentlichen Raum gestalten, mögen sich immer mehr Wedeler und Wedelerinnen engagieren und möge die Vision einer essbaren Stadt Wedel auf vielfältige Weise Gestalt annehmen.

Darüber hinaus freuen wir uns über jede gute Idee und Anregung, wie wir den regionalen, gemeinschaftsfördernden und ökologisch vertretbaren Anbau von Lebensmitteln vorantreiben können. 

Nimm Kontakt zu uns auf und bereichere unsere Arbeit mit deinen Beitrag zum nachhaltigen Leben. (info[ät]wedel-im-wandel.de)

Herzliche Grüße

Friederike Trenkner

Bepflanzung der Hochbeete

Besuch auf dem Haidehof

leicht geöffnetes Scheunentor
Leicht geöffnetes Scheunentor

Bei herrlichem Sommerwetter zeigte sich am 18. Mai der Haidehof von seiner ganzen Idylle. Am Tag der offen Tür stellte sich das neue Projekt der „Regenerativen Landwirtschaft“ vor.

Schon ganz bald können hier erzeugte Nahrungsmittel samstags im Hofladen erstanden werden. Es soll auch die Möglichkeit geben, eine Gemüsekiste zu beziehen, die am Haidehof und einem anderen Standort wöchentlich abgeholt werden kann. Schon heute konnten vorgezogene Tomatenpflanzen für den eigenen Garten erworben werden. Es standen die unterschiedlichsten Sorten zur Auswahl. Tomaten müssen doch wirklich nicht nur rot und rund sein…

Petersilie und Minze als Tischdeko

Kaffee, Wasser, Saft und Kuchen gegen Spende standen für alle Besucher bereit. Man konnte über den Hof schlendern, sich alles anzuschauen oder sich ein ruhiges Plätzchen suchen und ein wenig klönen. Natürlich gab es die Möglichkeit, sich einer der Führungen zu den Gemüsefeldern anzuschließen und etwas über das Projekt zu erfahren. Ich habe es wie folgt verstanden:

Das Konzept die „Regenerative Landwirtschaft“ hat es zum Ziel, dass der Boden durch die Bepflanzung über die Jahre an Qualität gewinnt und nicht verliert. Dabei kommen natürlich keine künstlichen Dünger zum Einsatz. Auch wird der Boden nicht im herkömmlichen Sinne bearbeitet. Denn durch ein Umbrechen oder Pflügen werden die Bodenlebewesen empfindlich gestört. Die Wurzeln werden nach der Ernte im Boden belassen und der Boden mit nicht benötigen Pflanzenteilen gemulcht. Dieses wirklich nachhaltige Gärtnern haben sich die Quereinsteiger durch Mitarbeit in vergleichbaren Projekten rund um den Globus angeeignet. Auch hilft ein weltweites Netzwerk beim Austausch und suchen von Problemlösungen. 

Gewächshaus mit Zöglingen

In einem derzeit noch provisorischen Gewächshaus werden die Gemüsepflanzen vorgezogen, bevor sie in die 10 m langen und 5 m breiten Beetstreifen gepflanzt werden. Dabei werden die Pflanzen möglichst dicht aneinandergesetzt, so dass Unkräuter nicht gut dazwischen hochkommen und nicht so viel Feuchtigkeit verdunstet. Die Bewässerung erfolgt mit Sprinkleranlagen. Jeder Standort hat seine Besonderheiten und nun gilt es für die derzeit zwei fest angestellten Gärtnerinnen herauszufinden, wie sie die optimalen Bedingungen für das Gemüse schaffen können. Ziel ist es, in drei bis vier Jahren schwarze Zahlen zu schreiben und die gängigen Gemüse im Sortiment zu haben.

Beet mit Jungpflanzen

Die ersten Kühe mit ihren Kälbern sind auch schon da. Sie werden in kurzen Abständen umgeweidet, damit sich das Gras regenerieren kann. Sobald der mobile Hühnerauslauf genehmigt ist, soll er den Kühen folgen. Die Hühner werden dann die Kuhfladen auseinanderscharren, sich an den Maden und Käfern erfreuen und den Mist gleichmäßig verteilen. Dadurch wird der Weideboden sukzessive verbessert.

Es handelt sich bei der regenerativen Landwirtschaft als um keine eigene Methode, sondern stellt den Versuch dar, einen optimalen und echten nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln zu ermöglichen. Dabei fließen Elemente der Permakultur, dem Ökolandbau und weiteren Richtungen mit ein.

Ein super spannendes Projekt und ich drücke allen Beteiligten die Daumen für ein erfolgreiches Gelingen!

Autor: SP (Text und Bilder)

Kinder auf Pflug

Von der Blüte zur Frucht

Blüten am Baum

Weiße Blüten vor blauem Himmel – die Streuobstwiese zeigte sich von Ihrer ganzen Frühlingspracht als sich eine Gruppe interessierter Menschen am 8. April um 17 Uhr zu dem Vortrag „Von der Blüte zur Frucht“ von der Biologin Heike Henning traf.

Einige der Bäume streckten uns ihre weißen Blüten entgegen, andere hingegen zeigten noch ihre Knospen. Gleich zu Beginn erfuhren wir, dass Apfel, Birne, Zwetsche, Mirabelle und Kirsche zur Familie der Rosengewächse gehören. Wer hätte das gedacht – obwohl, schön wie Rosen sind sie ja alle mal! 

Blüten und Knospen am Baum

Ob man anhand der Blüte erkennen kann, was nachher daraus wird? Erst einmal gab es eine Gemeinsamkeit festzustellen: Alle Blüten weisen jeweils fünf weiße Blütenblätter auf. Da müssen wir wohl ein wenig weiter in die Details einsteigen. Wir halten verschiedene Blüten in den Händen und lernen wie eine Blüte beschaffen ist und aus welchem Teil der Blüte nachher die Frucht entsteht. Ja, und hier ist ein Unterschied zu finden: Die Blüte von Steinobst (Kirsche, Zwetsche) sieht anders aus als die von Kernobst (Apfel, Birne). Weitere Hinweise geben dann die Rindenstruktur des Baumstamms und die Anordnung der Blüten am Zweig. Die Kirsche hat beispielsweise eine quergestreifte Rindenstruktur und die Blüten sind am Ende von längeren Stielen (in der Fachsprache: Dolden) zu finden.

Blütenbestimmung mit Bestimmungsbuch

Die Apfel- und Birnenbäume sind übrigens mit Ihrer Blüte etwas später im Jahr an der Reihe als Schlehen, Mirabellen und Kirschen. So konnten wir wunderschöne rosa Knospen bewundern, die in das zarte Grün der ersten Laubblätter gebettet waren und haben dabei noch einen Unterschied gefunden: Die Bäume von Kernobst schieben zuerst Laubblätter und dann Blüten. Beim Steinobst bilden sich hingegen zuerst die Blüten. Nur ein einziger Birnenbaum auf der Wiese hatte schon ein paar Blüten geöffnet. Doch das reichte uns ja aus, um den Unterschied zwischen Stein- und Kernobst erfahren zu können.

Knospen kurz vor der Öffnung

Insgesamt war sehr viel mehr als ein Vortrag, es war ein Erlebnis mit allen Sinnen! Die meisten Blüten haben übrigens ein leichtes Mandelaroma, denn die Neugierigen unter uns haben die Blüten auch verkostet.

Vielen Dank für diesen tollen, interessanten und wissensreichen Abend!

Autor: SP, Fotos: JK

Guerilla Gardening (Die freche Schwester von Urban Gardening) – Ein (leider gescheiterter) Versuch oder: Herzensangelegenheit

Guerilla Gardening (Die freche Schwester von Urban Gardening) – Ein (leider gescheiterter) Versuch oder: Herzensangelegenheit

Drei über einen Meter lange Eisenstangen, eine 50 m lange Schnur, ein angespitztes Stück Dachlatte, eine Pappschablone, ein paar Reißzwecken, ein Laserpointer, ein Fäustling (= ein dicker Hammer), ein Honigglas randvoll mit Mohnsamen gefüllt, ein Smartphone, ein Kompass, eine Taschenlampe und zwei WalkieTalkies. Das klingt wie eine merkwürdige Aufzählung aus einem Backrezept: Man nehme… Nein, diese Ansammlung von Gegenständen laden mein Sohn und ich eines Abends im Frühjahr vor ein paar Jahren auf unsere Fahrräder. In die Dunkelheit hinein fahren wir in die Südostecke Schulaus, zum ehemaligen Mobil-Oil-Parkplatz.

Mobil-Oil gibt es hier schon lange nicht mehr, das Mineralölwerk ist längst verschwunden, der im letzten Krieg stark kontaminierte Boden wird jetzt endlich aufwändig saniert. Riesige Mengen Boden wurden ausgetauscht, die ganze Fläche dann mit einer lehmhaltigen Schicht abgedeckt, auf der sich inzwischen Grünzeug breit gemacht hat. Nur ein Gebäude steht auf dem Gelände, es enthält Pumpen, Filter und Sammelbehälter: Aus den Tiefen des Bodens werden hier versickerte ölhaltige Wässer gepumpt und aufbereitet. In dem Gebäude stinkt es nach Jahren des Betriebs noch immer ziemlich stark nach Öl. Aber auf der Oberfläche des Geländes passiert augenscheinlich seit Jahren nichts. Es soll hier mal ein Gewerbegebiet entstehen. Es soll…

Gar nicht weit entfernt hat vor wenigen Jahren ein großer Teil der Schrebergartenanlage Im Nieland einem anderen Gewerbegebiet weichen müssen. Im Sommer nach der Räumung wuchs dort sehr viel wunderschön rot bis rosa blühender Mohn. Zuerst habe ich den mit dem Grün der Wiese kontrastierenden Mohn nur fotografiert. Als er verblüht war, habe ich eine große Tüte voll Mohnkapseln geerntet und sie zuhause zum Trocknen ausgebreitet. Von den trockenen Kapseln habe ich dann jeweils den hübsch geformten Deckel abgetrennt und die Deckel wiederum als Fotomotiv verwendet. Mit den dabei frei gewordenen, trockenen Mohnkörner habe ich ein leeres Honigglas bis oben hin gefüllt.
Diese Samen sollen nun wieder in die Erde.

Durch eine allgemein bekannte Lücke im Bauzaun betreten wir von Süden das riesige brachliegende Mobil-Oil-Gelände. Mithilfe des Smarphones und einer entsprechenden App finden wir im Dunkeln den Ausgangspunkt für unsere Aktion. Hier rammen wir den kurzen, angespitzten Holzpflock möglichst senkrecht in die Erde. Darauf befestigen wir, nach dem Kompass ausgerichtet, die vorbereitete Pappschablone. Wir laufen exakt 120 m nach Norden und rammen hier die erste Eisenstange in den Boden. Nun geht es nach Westen. Nach 50 m pflanzen wir die zweite Eisenstange. Wir gehen zurück zur ersten Eisenstange, gehen von dort ebenfalls 50 m nach Osten und versenken dort die dritte und letzte Eisenstange in den Boden. Am oberen Ende dieser Eisenstange befestigen wir das Ende der langen Schnur und rollen sie ab bis zur ersten Eisenstange. Hier binde ich mir das andere Ende der Schnur um den Bauch. Mein Sohn geht zurück zum Holzpflock mit der Pappschablone. Über die WalkieTalkies halten wir Kontakt. Ich öffne das Honigglas mit den Mohnkörnern und beginne, wie man eine Priese Salz über ein Gericht streut, die Mohnkörner als eine schmale Spur auf den Boden vor mir zu streuen. Dabei gehe ich langsam vorwärts. Die Schnur um meinen Bauch sorgt dafür, dass ich einen großen Kreisbogen um die dritte Eisenstange laufe. Mein Sohn hat den Laserpointer auf der Pappschablone positioniert und eingeschaltet, so dass er bodennah über den Acker leuchtet. Mein Sohn beobachtet, wann ich auf meinem Kreisbogen genau in die Laserlinie laufe und gibt mir dann per WalkieTalkie Bescheid. Ich löse die Schnur um meinen Bauch und säe nun geradlinig auf meinen Sohn zu bis ich vor ihm und der Pappschablone mit dem Laserpointer stehe. Wir suchen in der Dunkelheit die Eisenstangen wieder, befestigen die Schnur nun an der im Westen stehenden, zweiten Eisenstange. Von der mittleren, ersten Eisenstange säe ich nun einen Kreisbogen zur anderen Seite, nach Westen. Wieder beobachtet mich mein Sohn und schickt mich zum richtigen Zeitpunkt vom Kreisbogen auf eine gerade Linie. Als ich bei ihm ankomme, haben sich um meine Schuhe große Lehmklumpen geklebt und das Honigglas enthält nur noch einen kleinen Bodensatz Mohnkörner. Ich habe gut gewirtschaftet, wir haben es geschafft, die gewünschte Kontur komplett zu säen. Wir sammeln die drei Eisenstangen, die Schnur, den Holzpflock mit der Schablone wieder ein, wir wollen schließllich nichts hinterlassen als die Mohnsamen.

Was nur haben wir Zwei da im Dunkeln gemacht? Ist das klar geworden?Per GoogleMaps haben wir vorher festgestellt, wie groß die unbebaute Fläche des Mobil-Oil-Geländes südlich des einzigen Gebäudes auf dem Gelände ist. In diese Fläche haben wir, geometrisch so einfach wie möglich, aus zwei Kreisbögen und zwei geraden Linien, die sich am Fußpunkt unter 90° treffen, genau in Nord-Süd-Ausrichtung größtmöglich ein riesiges Herz eingepasst. Die Positionen des Fußpunktes und die Entfernungen von dort zu den Mittelpunkten der Kreisbögen haben wir daraus bestimmt.
Unsere Idee war es, Wedel sozusagen wie einem Stück Kleidung ganz unten rechts in der Ecke ein freundliches Logo zu verpassen: auf grünem Untergrund eine rote Spur aus blühendem Mohn, die ein Herzsymbol bildet.

Leider muss ich ein paar Tage später morgens aus dem Linienbus heraus beobachten, wie über dem Mobil-Oil-Gelände ein Sturzregen niedergeht. Schade, es hätte so schön aussehen können. Und wenn das 200 m breite und 170 m hohe Herz (die Fläche von knapp 6 Fußballfeldern) erst einmal auf den Satellitenaufnahmen von GoogleMaps erschienen wäre…

Text und Fotos, JK

Wedel – genial, grün, essbar: Erste Hochbeete auf Spielplatz aufgebaut

Gruppenfoto bei Hochbeetpflanzung


Unsere erste Pflanzaktion mit essbarem Grün ist an den Start gegangen. Am 28.08.18 haben wir gemeinsam mit der Stadt Wedel und gefördert vom Ortsverband des Kinderschutzbunds auf dem Spielplatz am Hans-Böckler-Platz zwei Hochbeete und verschiedene Johannisbeerbüsche zusammen mit den Anwohnern und Spielplatzbesuchern installiert und bepflanzt. Verschiedene Küchenkräuter haben hier jetzt ein Zuhause und können von allen Anwohnern genutzt werden. Auch für die Pflege und Bewässerung wünschen wir uns die tatkräftige Unterstützung der Nachbarschaft. Durch die Wasserpumpe direkt neben den Hochbeeten ist das ein „Kinderspiel“. Im Frühling 2019 wollen wir die Beete mit pflegeleichtem Gemüse bepflanzen. Wir sind gespannt, ob sie ihren festen Platz im Stadtteil finden

Gruppenfoto bei Hochbeetpflanzung
Copyright by Hamburger Abendblatt, Dominik Kordt

Und das soll nur der Anfang sein: Im Frühling 2019 soll die Pflanzaktion weitergehen! Die Bepflanzug des nächsten Spielplatzes mit essbarem Grün ist schon in Planung.

Text: FT, August 2018

Besuch im TIfU-Garten am 02.03.2019

Schild am Tor


Ich habe jetzt Verstärkung für unser Projekt „Wedel – genial, grün, essbar“ und wir träumen jetzt gemeinsam von einem Gemeinschaftsgarten! 

Daher wird es Zeit, Inspirationen, Ideen und Wissen zu sammeln, andere Menschen und Projekte kennenzulernen, die diesen Traum für sich schon verwirklichen konnten, ihn leben und weiterentwickeln.

Was brauchen wir für die Umsetzung eines Wedeler Gemeinschaftsgartens? Was wollen wir in Wedel gestalten, wie kann ein Garten in Wedel aussehen und was können wir schaffen?

Mit diesen Fragen sind wir am 02.03. mit sechs Erwachsenen und drei Kindern in den Gemeinschaftsgarten des Tutenberg Institutes für Umweltgestaltung e.V. (kurz TIfU) gefahren, um ein Garten-Projekt kennenzulernen und erste Kontakte zu knüpfen. 

Wir hatten uns vorab mit dem Vorstand des TIfU-Gartens verabredet und wurden gleich von fünf sehr netten Menschen empfangen, die uns durch den Garten und die Geschichte ihres Vereines und Projektes geführt haben. 

Für mich war eine wichtige Botschaft: Man kann auch hier einfach mal anfangen– auch wenn man noch kein Permakultur- oder Gartenprofi ist. 

Ermutigend war: Es muss nicht perfekt sein! Die Vereinsmitglieder bringen sich mehr oder weniger intensiv ein – je nach den eigenen Möglichkeiten. Sie experimentieren seit Jahren mit verschiedenen ökologischen Arten, ihr Gemüse anzubauen, mit Hochbeeten, mit Kompost und Co. Erfolgsmodelle werden ausgebaut und weitergegeben und das, was nicht funktioniert, wird wieder aufgegeben.

Manches funktioniert und manches eben nicht…

Wasserversorgung, -beschaffung und -verteilung war ein Thema, das wichtig und zu bedenken ist – entscheidet es doch über Leben und Tod im Garten. Eine regelmäßige Wasserversorgung muss gewährleistet sein und macht vor allem in trockenen Sommermonaten viel Arbeit.

Der Boden und seine Qualität waren ein zentrales Thema. Wie der Boden angereichert und fruchtbarer wird – natürlich ohne chemische Düngemittel.

Wo bekommen wir gutes ökologisches Saatgut für starke und vermehrungsfähige Pflanzen?

Wie vielfältig und abwechslungsreich kann ein Garten gestaltet sein? Vom klassischen Gemüsebeet zum Permakultur-Mandala über Knicks und Waldgarten bis zur Wildblumenwiese für Bienen und andere Insekten….Nachhaltigkeit im Garten hat viele Gesichter.

Apropos Gesichter – neue Gesichter haben wir auch kennengelernt und wir freuen uns, dass uns von Seiten des TIfU Unterstützung für die Umsetzung unseres eigenen Projektes zugesagt wurde.

Und wer Lust hat, mitzumachen und Wedel mit einem Gemeinschaftsgarten zu bereichern, der melde sich gerne in unserer Wandelgruppe!

Herzliche Grüße von

Friederike und Wedel-im-Wandel

Text FT, Fotos JG, März 2019