Was gibt es bei diesem Wetter schöneres, als in der Sonne zu sitzen und ein Stück Kuchen zu essen? Nicht jeder hat einen sonnigen Balkon oder Garten zur Verfügung oder jedes Wochenende Zeit (und Lust) zu backen oder genug Leute, die bei der Vernichtung helfen. Sich immer beim Bäcker ein Stück Kuchen zu holen ist natürlich eine Lösung, aber geht auf der einen Seite irgendwann ins Geld und produziert auf der anderen einen ganz schönen Haufen Müll.
In unserem zwei-Personen-Haushalt treffen die meisten der oben genannten Dinge zu. Backen ist dann doch zeitaufwändiger als man denkt und der fertige Kuchen, den man im Supermarkt kaufen kann, wenn der Bäcker zu teuer ist, ist eigentlich nur süß. Bei Stöbern auf verschiedenen Websites oder in Backbüchern bin ich immer wieder auf „Kuchen im Glas“ gestoßen. Einmal backen, Deckel drauf und lange genießen: das klingt doch nach einer guten Idee! Zudem kann man diesen Kuchen auch sehr einfach auf Ausflügen und Fahrradtouren transportieren.
Aber wird der Kuchen wirklich haltbar? Welche Gläser nimmt man am besten? Was muss man bei welchen Rezepten beachten? Es gibt viele Fragen, die einen immer wieder davon abhalten, Dinge einfach mal auszuprobieren. Doch als wir uns vornahmen, mehr auf Plastik und Abfall zu verzichten und uns näher mit Einkochen und dem Haltbarmachen von Lebensmitteln beschäftigten, muss man dann mit irgendwas endlich mal anfangen.
Für Kuchen im Glas füllt man den fertigen Teig in die ausgewählten Gläser. Diese sollte man am besten nur halb füllen. Der Kuchen wird ganz normal im Ofen gebacken, die Backzeit muss gegebenenfalls angepasst werden, da die Gläser vermutlich kleiner als eine Kuchenform sind. Nach einer positiven Stäbchenprobe werden die Gläser aus dem Ofen geholt und sofort verschlossen. Beim Auskühlen bildet sich dann optimalerweise ein Vakuum, wodurch die Kuchen haltbar werden.
Unsere Wahl fiel auf einen Marmorkuchen in Twist-Off-Gläsern von süßem Brotaufstrich, von denen wir genügend hatten. Am besten geeignet für Kuchen im Glas sollen Sturzgläser sein, also Gläser, deren Rand sich nach oben hin nicht verengt. Auch Weck-Gläser sind natürlich gut geeignet.
Einen geraden Rand hatten unsere Gläser nicht, allerdings ist es gerade bei größeren Gläsern vielleicht eine gute Idee, wenn man den Kuchen stürzen und in Stücke schneiden möchte und nicht wie wir einfach aus dem Glas löffelt. Das Fetten und Ausstreuen mit Mehl oder Semmelbröseln haben wir im Eifer des Gefechts vergessen, was sich aber nicht als dramatisch herausgestellt hat. Der fertige Kuchen lässt sich gut vom Rand lösen.
An Rezepten eignen sich laut der verschiedenen Quellen am besten einfache Rührteige ohne Obst, bei denen die „Heiß verschließen“-Methode bedenkenlos angewendet werden kann. Bei Teigen, die Obst enthalten empfiehlt es sich, den fertigen Kuchen noch einmal einzukochen. Beim „Heiß verschließen“ sollte man die Deckel vor dem Verschließen in heißes Wasser legen, um ein Springen des Deckels zu verhindern, da dieser auf die heißen Gläser direkt aus dem Ofen gedreht wird.
Unser Fazit: innerhalb von zwei Tagen haben wir schon zwei Gläser verputzt, der Kuchen schmeckt gut und ist schön saftig. Allerdings lässt sich so natürlich kein Haltbarkeitstest durchführen, aber vielleicht gibt es beim nächsten Mal kleinere und dafür mehr Gläser und wir hauen uns die nächsten Tage mal ordentlich auf die Finger. Vakuum hatte sich in beiden bisher geöffneten Gläsern gebildet und scheint sich auch bei den anderen Gläsern gezogen zu haben. Das „Heiß verschließen“ hat also soweit funktioniert.
Achtung! Selbst wenn sich ein Vakuum gebildet hat, sollte man sich bei eingekochten Lebensmitteln immer auf all seine Sinne verlassen und vor dem Verzehr daran riechen und gegebenenfalls probieren. Außerdem sind eine saubere Arbeitsweise in der Küche sowie frische Zutaten sind wichtig.
Wer sich weiter in das Thema vertiefen möchte, hier ein paar Anregungen:
Drei über einen Meter lange Eisenstangen, eine 50 m lange Schnur, ein angespitztes Stück Dachlatte, eine Pappschablone, ein paar Reißzwecken, ein Laserpointer, ein Fäustling (= ein dicker Hammer), ein Honigglas randvoll mit Mohnsamen gefüllt, ein Smartphone, ein Kompass, eine Taschenlampe und zwei WalkieTalkies. Das klingt wie eine merkwürdige Aufzählung aus einem Backrezept: Man nehme… Nein, diese Ansammlung von Gegenständen laden mein Sohn und ich eines Abends im Frühjahr vor ein paar Jahren auf unsere Fahrräder. In die Dunkelheit hinein fahren wir in die Südostecke Schulaus, zum ehemaligen Mobil-Oil-Parkplatz.
Mobil-Oil gibt es hier schon lange nicht mehr, das Mineralölwerk ist längst verschwunden, der im letzten Krieg stark kontaminierte Boden wird jetzt endlich aufwändig saniert. Riesige Mengen Boden wurden ausgetauscht, die ganze Fläche dann mit einer lehmhaltigen Schicht abgedeckt, auf der sich inzwischen Grünzeug breit gemacht hat. Nur ein Gebäude steht auf dem Gelände, es enthält Pumpen, Filter und Sammelbehälter: Aus den Tiefen des Bodens werden hier versickerte ölhaltige Wässer gepumpt und aufbereitet. In dem Gebäude stinkt es nach Jahren des Betriebs noch immer ziemlich stark nach Öl. Aber auf der Oberfläche des Geländes passiert augenscheinlich seit Jahren nichts. Es soll hier mal ein Gewerbegebiet entstehen. Es soll…
Gar nicht weit entfernt hat vor wenigen Jahren ein großer Teil der Schrebergartenanlage Im Nieland einem anderen Gewerbegebiet weichen müssen. Im Sommer nach der Räumung wuchs dort sehr viel wunderschön rot bis rosa blühender Mohn. Zuerst habe ich den mit dem Grün der Wiese kontrastierenden Mohn nur fotografiert. Als er verblüht war, habe ich eine große Tüte voll Mohnkapseln geerntet und sie zuhause zum Trocknen ausgebreitet. Von den trockenen Kapseln habe ich dann jeweils den hübsch geformten Deckel abgetrennt und die Deckel wiederum als Fotomotiv verwendet. Mit den dabei frei gewordenen, trockenen Mohnkörner habe ich ein leeres Honigglas bis oben hin gefüllt. Diese Samen sollen nun wieder in die Erde.
Durch eine allgemein bekannte Lücke im Bauzaun betreten wir von Süden das riesige brachliegende Mobil-Oil-Gelände. Mithilfe des Smarphones und einer entsprechenden App finden wir im Dunkeln den Ausgangspunkt für unsere Aktion. Hier rammen wir den kurzen, angespitzten Holzpflock möglichst senkrecht in die Erde. Darauf befestigen wir, nach dem Kompass ausgerichtet, die vorbereitete Pappschablone. Wir laufen exakt 120 m nach Norden und rammen hier die erste Eisenstange in den Boden. Nun geht es nach Westen. Nach 50 m pflanzen wir die zweite Eisenstange. Wir gehen zurück zur ersten Eisenstange, gehen von dort ebenfalls 50 m nach Osten und versenken dort die dritte und letzte Eisenstange in den Boden. Am oberen Ende dieser Eisenstange befestigen wir das Ende der langen Schnur und rollen sie ab bis zur ersten Eisenstange. Hier binde ich mir das andere Ende der Schnur um den Bauch. Mein Sohn geht zurück zum Holzpflock mit der Pappschablone. Über die WalkieTalkies halten wir Kontakt. Ich öffne das Honigglas mit den Mohnkörnern und beginne, wie man eine Priese Salz über ein Gericht streut, die Mohnkörner als eine schmale Spur auf den Boden vor mir zu streuen. Dabei gehe ich langsam vorwärts. Die Schnur um meinen Bauch sorgt dafür, dass ich einen großen Kreisbogen um die dritte Eisenstange laufe. Mein Sohn hat den Laserpointer auf der Pappschablone positioniert und eingeschaltet, so dass er bodennah über den Acker leuchtet. Mein Sohn beobachtet, wann ich auf meinem Kreisbogen genau in die Laserlinie laufe und gibt mir dann per WalkieTalkie Bescheid. Ich löse die Schnur um meinen Bauch und säe nun geradlinig auf meinen Sohn zu bis ich vor ihm und der Pappschablone mit dem Laserpointer stehe. Wir suchen in der Dunkelheit die Eisenstangen wieder, befestigen die Schnur nun an der im Westen stehenden, zweiten Eisenstange. Von der mittleren, ersten Eisenstange säe ich nun einen Kreisbogen zur anderen Seite, nach Westen. Wieder beobachtet mich mein Sohn und schickt mich zum richtigen Zeitpunkt vom Kreisbogen auf eine gerade Linie. Als ich bei ihm ankomme, haben sich um meine Schuhe große Lehmklumpen geklebt und das Honigglas enthält nur noch einen kleinen Bodensatz Mohnkörner. Ich habe gut gewirtschaftet, wir haben es geschafft, die gewünschte Kontur komplett zu säen. Wir sammeln die drei Eisenstangen, die Schnur, den Holzpflock mit der Schablone wieder ein, wir wollen schließllich nichts hinterlassen als die Mohnsamen.
Was nur haben wir Zwei da im Dunkeln gemacht? Ist das klar geworden?Per GoogleMaps haben wir vorher festgestellt, wie groß die unbebaute Fläche des Mobil-Oil-Geländes südlich des einzigen Gebäudes auf dem Gelände ist. In diese Fläche haben wir, geometrisch so einfach wie möglich, aus zwei Kreisbögen und zwei geraden Linien, die sich am Fußpunkt unter 90° treffen, genau in Nord-Süd-Ausrichtung größtmöglich ein riesiges Herz eingepasst. Die Positionen des Fußpunktes und die Entfernungen von dort zu den Mittelpunkten der Kreisbögen haben wir daraus bestimmt. Unsere Idee war es, Wedel sozusagen wie einem Stück Kleidung ganz unten rechts in der Ecke ein freundliches Logo zu verpassen: auf grünem Untergrund eine rote Spur aus blühendem Mohn, die ein Herzsymbol bildet.
Leider muss ich ein paar Tage später morgens aus dem Linienbus heraus beobachten, wie über dem Mobil-Oil-Gelände ein Sturzregen niedergeht. Schade, es hätte so schön aussehen können. Und wenn das 200 m breite und 170 m hohe Herz (die Fläche von knapp 6 Fußballfeldern) erst einmal auf den Satellitenaufnahmen von GoogleMaps erschienen wäre…
Eine Bank, ein Polster und ein Teppich… nein, wir sind nicht umgezogen. Dies und noch viel mehr haben wir in dem Grünstreifen am Elbwanderweg gefunden.
Am 23.03.2019 räumt Schleswig-Holstein auf. Gemeinsam haben MitgliederInnen des Klimaschutzfonds Wedel e.V. und Wedel-im-WandlerInnen Müll zwischen Kraftwerk und Graf-Luckner-Haus gesammelt.
Mit 16 Erwachsenen und 2 Kindern waren wir zwischen 10 und 12 Uhr im Einsatz. Es ist ganz erstaunlich, was man auf den zweiten, dritten oder vierten Blick alles so findet. Von den leeren Bierflaschen im Brombeergestrüpp, bis hin zu Plastikdeckeln, Verpackungen von Süßigkeiten und ganz vielen kleinen Plastik- und Styroporschnippseln.
Unsere „Ausbeute“, die gut 10 vollen Müllsäcke und die Wohnungseinrichtung, haben wir zum Hans-Böckler-Platz gebracht, die dort umgehend von der städtischen Reinigung abgeholt wurde. So schnell, dass wir nicht einmal das Ergebnis fotografisch festhalten konnten.
Einige trafen sich dann ab 12 an der Feuerwehrwache auf eine Bratwurst, die die Stadt Wedel allen fleißigen HelferInnen als Dank spendierte.
Fazit: Warum nicht ab und zu mal eine Stunde sammeln gehen. An den Wegesrändern liegt immer etwas rum. Das fällt einem sogar noch besonders auf, wenn man gerade so auf Müll fokussiert war.
Wedels erste Kleidertauschparty fand am 9. März 2019 in der Stadtbücherei Wedel statt. Schon am Freitag hatten einige Teilnehmerinnen ihre Klamotten abgegeben, sodass der Eingangsbereich der Bücherei schon vor dem offiziellen Beginn an einen riesigen Kleiderschrank erinnerte. Zwischen Bücherregalen hingen Blusen, an den Wänden hatten Hosen ihren Platz auf Tischen gefunden, Jacken und Pullover tummelten sich dazwischen auf bereitgestellten Kleiderstangen und Garderoben. Eine Umkleide war in der Garderobe eingerichtet.
Schon gegen 13 Uhr, dem offiziellen Beginn, wuselten nicht nur die Helferinnen zwischen Eingang und Kleiderständern hin und her, sondern auch zahlreiche Besucherinnen. Die Tauschchips wurden schnell weggesteckt, denn zum Erstaunen einiger konnte man hier tatsächlich etwas Tolles zum wieder mitnehmen finden. Und die Wahl wurde einem nicht immer leicht gemacht!
Was für ein Glück, dass man hier und da noch eine liebe Frau fand, die noch einen Chip übrig hatte. Entweder, weil sie zu den wenigen gehörte, die nichts Neues fand oder weil sie nichts Neues finden wollte. Minimalismus im Kleiderschrank und so.
Die Umkleide platze schnell aus allen Nähten, aber Frau war ja unter sich und so wurde auch der Kinderbuchbereich zur Umkleidekabine oder Frau hüpfte in Legings und Hemdchen von Kleidchen zu Bluse und fühlte sich einfach wohl.
Neben der entspannten „Frauen unter sich“-Atmosphäre begeisterte die Organisatoren (und hoffentlich alle anderen) der bunte Haufen, der sich in der Stadtbücherei zusammen gefunden hatte. Töchter, Mütter, Tanten, Großmütter, Großtanten mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen hatten sich zusammengefunden. Frau schusterte sich gegenseitig, ob bekannt oder fremd, die passenden Teile zu. Gerade für die jüngste Generation hätten es aber gerne ein paar mehr Teile sein können. (Also: nächstes Mal mehr Töchter oder Freundinnen mitbringen, dann ist die Auswahl größer!)
Die ausgelassene Stimmung trug auch dazu bei, dass neu abgegebene Kleidung gar nicht bis auf die Kleiderstangen gelangten, sondern den Helferinnen auf dem Weg dahin quasi aus den Händen gerissen wurde. So geht´s natürlich auch.
Auf einem Flipchart am Ausgang wurde eifrig Feedback abgegeben, was fast ausschließlich positiv war. Es sieht danach aus, dass es auf jeden Fall weitere Tauschpartys geben wird, auf die nächste aber wohl noch ein bisschen gewartet werden muss. Die Tauschregeln (7 Teile pro Frau) werden wohl beibehalten, da nach Ende der Tauschparty noch 5 Säcke Kleidung übrig war, die dann zwar der Kleiderkammer des DRK zugute kam, was ja aber nicht der Sinn einer TAUSCHparty ist. Einzig die Dauer der Party wird sich wohl verkürzen, da in der letzten Stunde kaum mehr etwas los war. Das weitere Feedback wird in den kommenden Wochen und Monaten weiter reflektiert und bearbeitet.
Wer Lust hat, beim nächsten Mal auch hinter den Kulissen dabei zu sein, ist herzlich willkommen! Melde Dich einfach unter info(äd:)wedel-im-wandel.de
Nicht nur Schüler gehen deutschland- und europaweit auf die Straße. Auch einige von Wedel im Wandel haben sich, zum Teil mehrfach, auf den Weg in die Hamburger Innenstadt gemacht und das Engagement der Schüler unterstützt.
Toll, wieviele junge Leute dort engagiert protestiert haben! Und toll, wieviel Fantasie für ihre Schilder aufgewendet haben!
„Plogging“ sagt die Dame auf der Abendveranstaltung. Sie schaut in fragende Gesichter. Die Dame erläutert: „Das ist, wenn man beim Jogging Müll aufsammelt.“ Aha. Eine neue Trendsportart also, mit griffiger Bezeichnung. Wikipedia erklärt mir später: „Plogging ist ein Kofferwort, gebildet aus den Bestandteilen „plocka“ (schwedisch aufheben) und Jogging, und steht für eine Natursportart, bei der – zumeist organisiert und mit Handschuhen sowie Abfallbehältnissen ausgestattet – die Vermüllung der Landschaft bekämpft wird.“ Nun ist alles klar. „Plogging“ denke ich am nächsten Morgen unter der Dusche. Mein Bruder hat gerade eine neue Sportart für sich entdeckt, ich bin etwas neidisch. Soll ich es nun mal mit Plogging probieren? Aber Joggen ist nun gar nicht so meins, das müsste ich dann irgendwie ersetzen. Schon oft habe ich, wenn ich unterwegs war, den Müll anderer Leute aufgesammelt. Ich mag keine vermüllte Landschaft. Für meinen heutigen Tagesausflug packe ich einen gelben Sack von der Rolle in die Seitentasche meines Rucksackes. Mal sehen. Es geht zum Trischendamm. Der Trischendamm liegt dort, wo alle Autos HEI DI, HEI NO, HEI KE, HEI NZ und HEI KO heißen, weil ihre Kreisstadt HEI DE heißt. Am südlicheren Westzipfel Dithmarschens ragt der Trischendamm jenseits des Deiches 2,2km in die Nordsee, also ins Wattenmeer, hinaus und verlängert sozusagen der Elbe nördliches Ufer. Schon zu Grundschulzeiten habe ich diesen Damm besucht und komme immer gern mal wieder hierher. Einst habe ich am Ende dieses Dammes meiner Freundin den Verlobungsring aufgesteckt. Und auch mit Kinderwagen und später selbst laufenden Kindern sind wir hier gewesen, aber gern komme ich auch allein hierher. Selbst in Motorradstiefeln habe ich den Weg schon bewältigt. Kurz: ich kenne den Damm seit gut fünfzig Jahren.
Ich parke gebührenfrei in Friedrichskoog und fahre mit dem Fahrrad außendeichs nach Friedrichskoogspitze, schließe das Rad an und beginne meine Wanderung auf den Damm hinaus. Es erstaunt mich, wieviel Müll hier herumliegt. Der meiste Müll liegt auf der nördlichen Seite des Dammes. Ich wandere ganz zum Ende des Dammes, mache brav meine Touristenfotos, die Augen genießen den Blick in die Weite, die Nase die frische Luft, die Ohren die Ruhe, alle sind zufrieden. Auf dem Rückweg ziehe ich den gelben Sack aus dem Rucksack und beginne den Müll einzusammeln. Die von Wikipedia empfohlenen Handschuhe brauche ich nicht, Finger kann man hinterher waschen. Auch „organisieren“ kann ich mich alleine. Mehr oder minder große Stücke aus Fischernetzten, Luftballons, Plastikflaschen, ein paar (nicht Paar) Schuhe, eine Sandschaufel, Plastikbecher, Plastikfolienstücke jeder Dicke und Größe, eine große, schlickverschmierte Plastikkiste, ein Reibholz (= Fender eines Binnenschiffes aus Holz) mit langem Kunststoffseil daran, Lebensmittelverpackungen aller Arten und Größen, Flaschenverschlüsse, Trinkhalme, ein Plastikeimerchen noch halb voll mit einem Schmierfett, eine Kartusche (so eine wie man sie für Silikon kennt), aber ebenfalls noch teilweise mit Schmiermittel gefüllt, drei große Plastikkanister und vieles mehr sammle ich an den steilen, rutschigen, basaltgepflasterten Flanken des Dammes ein oder angele ich mit bereitliegenden Stöcken aus dem Wasser. Bei auflaufendem Wasser muss ich schon aufpassen, dass ich mir dabei keine nassen Füße hole. Ich turne auf allen Vieren immer wieder an der Wasserkante herum, kralle mich mit den Fingern an den Kanten der Basaltblöcke fest. Ich ersetze also das Joggen in Plogging durch Freeclimbing. Wie bildet man daraus nun ein neues Kunstwort? Das Reibholz ist ganz schön schwer, bestimmt zwei Kilometer zerre ich es an seiner Leine auf der Dammkrone wie einen störrischen Hund hinter mir her in Richtung Deich.
Friedrichskoogspitze ist gut besucht, der große, gebührenpflichtige Parkplatz hinter dem Deich ist reichlich mit Autos gefüllt. Dementsprechend kommen immer wieder Leute den Damm entlanggewandert und müssen mir zwangsläufig bei meinem Tun ein wenig zuschauen. Bei Vielen verstummt die Unterhaltung für die Zeit der Passage. Sprecht bloß nicht mit dem komischen Mann, der da im Dreck rumwühlt! Ein älterer Mann erzählt seinem Dackel: „Beim nächsten Mal ist dann alles sauber hier!“ und geht weiter. Mit sehr Wenigen wechsele ich ein paar Worte. Ich fasse mein Tun kurz: „Das ist das Mikroplastik der Zukunft. Jetzt ist es noch so groß, dass man es einsammeln kann!“ Erst neulich ging die Meldung durch die Medien, dass man nun sogar in menschlichem Stuhl Mikroplastik nachgewiesen hat. Mehrere meiner Gesprächspartner haben diese Meldung selbst auch gehört. Auch ein junger Mann von der Schutzstation Wattenmeer geht mit der Gruppe, die er führt, schweigend vorbei. Auch auf dem Rückweg hat er zu tun, er erklärt seinen Gästen gerade irgendwelche politischen Probleme rund ums Wattenmeer. Ich mache eine Pause, setze mich auf das Podest eines Münzfernrohrs am Deich und futtere Proviant aus meinem Rucksack. Zwei Frauen mit großen Eisbechern, wohl Mutter und Tochter, gehen an mir vorbei auf den Damm. Als ich mein Müllsammeln fortsetze, finde ich dann auch die beiden frisch geleerten Eisbecher am Damm. Ferkel! Hirnbefreit? Der junge Mann von der Schutzstation Wattenmeer ist seine Besucher los und kommt, zu meiner Überraschung, zurück. Mit den Händen in den Hosentaschen fragt er, warum ich denn den Müll aufsammle. Ich antworte mit Gegenfragen: „Soll ich nicht? Soll das so bleiben? Sieht doch schlimm aus. Ich komme seit vielen Jahren hierher und so schlimm sah es noch nie aus. Liegt wahrscheinlich daran, dass gerade die erste Sturmflut der Saison war.“ Wir unterhalten uns ein wenig. Der junge Mann in blauer Takelbluse mit großem Logo der Schutzstation Wattenmeer darauf, ist BFD, erzählt mir später ein schlauer Schaukasten. Seine Kollegen sind HBFD, FÖJ und ebenfalls BFD, aha. BFD ist wohl mit Bundesfreiwilligendienst zu übersetzen. Das Wort Plogging hat er schon einmal gehört, das machen die in den Städten, sagt er. Er fragt, wo ich denn mit dem Müll bleiben wolle. Ich sage, ich könnte alles bei seiner Schutzstation Wattenmeer vor die Tür stellen, so als Anschaungsmaterial für ihre Ausstellung. Schweigen – welcher Art auch immer. Er erzählt mir, dass sie neulich eine Müll-Kartierung gemacht haben, da war auch ein großer Kanister dabei, der liegt da wahrscheinlich immer noch. Mit den Händen in den Hosentaschen tröstet er mich dann, ich sei ja bald fertig und er müsse dann mal weiter. Am Deich breite ich alle meine in etwa zweieinhalb Stunden gesammelten Schätze an einer windstillen Stelle in der Abendsonne zum Gruppenfoto aus.
Nachdem ich das Bild im Kasten habe, schleppe ich alles zum Anfang des Trischendamms direkt am Deich und stelle es dort auf wie man seine Mülltonne am Straßenrand zur Leerung platziert. Damit nichts wegfliegt, beschwere ich alles mit dem Reibholz. So lasse ich das Ganze stehen. Ich blicke zurück den Trischendamm entlang. Ist doch schön, wenn es da draußen jetzt etwas sauberer ist, die Vögel sich wenigstens dort keine Kunststofffasern mehr zum Nestbauen oder zum darin Verheddern holen können. Meinen gelben Sack nehme ich wieder mit, den kann ich trocknen und nochmal benutzen. Gerade geht eine Mutter mit zwei kleineren Kindern auf den Damm hinaus. Eins der Kinder führt einen selbstgebauten Drachen mit, so richtig mit vielen bunten Schleifen am Schwanz. Das junge Paar mit der Gitarre in der Hand ist schon weiter draußen. Weiter draußen auf der Elbe vor Cuxhaven begegnen sich gerade unter der schon tief stehenden Sonne die Contanainerriesen CMA CGM B FRANKLIN (399m x 54m), ONE CONTINUITY (320m x 46m) und NYK EAGLE (364m x 51m). Die bringen bestimmt ganz viele tolle neue Produkte aus Plastik! Ich radele zurück nach Friedrichskoog. Am mausetoten Hafen suche ich das Haus der Schutzstation Wattenmeer auf, aber dort ist niemand mehr, dem ich erzählen könnte, wo sie den Müll nun gesammelt abholen könnten. Der Hafen von Friedrichskoog ist nach langem Kampf der örtlichen Bevölkerung gegen die Landesregierung nun wirklich mausetot, weil die Landesregierung die Deichschleuse, durch die früher Kutter und Segler fuhren, in ein Schöpfwerk hat umbauen lassen. Die alten Schleusentore liegen noch gestapelt auf dem Hafengelände. Früher war der Hafen voll mit Krabbenkuttern und Booten, drumherum gab es mehrere Gastronomiebetriebe sowie eine Werft. Alles Geschichte. Auf dem großen Parkplatz am Hafen war schon bei meiner Ankunft eine Ansammlung von großen, geschlossenen Kleinlastwagen mit polnischen und bulgarischen Kennzeichen. Offenbar sammeln sie in dieser Gegend den Sperrmüll ein, der aktuell überall vor den Häusern auf dem Bürgersteig steht. Als ich zu meinem Auto zurückkehre, sind dort gerade wieder vier der Fahrzeuge versammelt und die Fahrer zeigen sich gegenseitig, was an metallhaltigem Müll sie ergattert haben und tauschen dies und das hin und her.
Wäre doch toll, wenn sich auch mal Leute finden würden, die sich für Plastikmüll interessieren und den einsammeln. Aber dazu muss wohl auf jedem Fitzel Pfand drauf sein, sonst fehlt es an der nötigen Motivation. Durch die mit Weißkohl und Rotkohl und weißen, rot blinkenden Windrädern bestandenen Felder der Köge Süderdithmarschens mache ich mich auf den Heimweg. Mir fällt ein, dass auch Flagge und Wappen Dithmarschens im Wesentlichen in den Farben Rot und Weiß gehalten sind, gibt es da etwa einen Zusammenhang? Im Rückspiegel sehe ich den letzten orangen Sonnenstreifen am Horizont verschwinden.
Unsere erste Pflanzaktion mit essbarem Grün ist an den Start gegangen. Am 28.08.18 haben wir gemeinsam mit der Stadt Wedel und gefördert vom Ortsverband des Kinderschutzbunds auf dem Spielplatz am Hans-Böckler-Platz zwei Hochbeete und verschiedene Johannisbeerbüsche zusammen mit den Anwohnern und Spielplatzbesuchern installiert und bepflanzt. Verschiedene Küchenkräuter haben hier jetzt ein Zuhause und können von allen Anwohnern genutzt werden. Auch für die Pflege und Bewässerung wünschen wir uns die tatkräftige Unterstützung der Nachbarschaft. Durch die Wasserpumpe direkt neben den Hochbeeten ist das ein „Kinderspiel“. Im Frühling 2019 wollen wir die Beete mit pflegeleichtem Gemüse bepflanzen. Wir sind gespannt, ob sie ihren festen Platz im Stadtteil finden
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Und das soll nur der Anfang sein: Im Frühling 2019 soll die Pflanzaktion weitergehen! Die Bepflanzug des nächsten Spielplatzes mit essbarem Grün ist schon in Planung.
Ich habe jetzt Verstärkung für unser Projekt „Wedel – genial, grün, essbar“ und wir träumen jetzt gemeinsam von einem Gemeinschaftsgarten!
Daher wird es Zeit, Inspirationen, Ideen und Wissen zu sammeln, andere Menschen und Projekte kennenzulernen, die diesen Traum für sich schon verwirklichen konnten, ihn leben und weiterentwickeln.
Was brauchen wir für die Umsetzung eines Wedeler Gemeinschaftsgartens? Was wollen wir in Wedel gestalten, wie kann ein Garten in Wedel aussehen und was können wir schaffen?
Mit diesen Fragen sind wir am 02.03. mit sechs Erwachsenen und drei Kindern in den Gemeinschaftsgarten des Tutenberg Institutes für Umweltgestaltung e.V. (kurz TIfU) gefahren, um ein Garten-Projekt kennenzulernen und erste Kontakte zu knüpfen.
Wir hatten uns vorab mit dem Vorstand des TIfU-Gartens verabredet und wurden gleich von fünf sehr netten Menschen empfangen, die uns durch den Garten und die Geschichte ihres Vereines und Projektes geführt haben.
Für mich war eine wichtige Botschaft: Man kann auch hier einfach mal anfangen– auch wenn man noch kein Permakultur- oder Gartenprofi ist.
Ermutigend war: Es muss nicht perfekt sein! Die Vereinsmitglieder bringen sich mehr oder weniger intensiv ein – je nach den eigenen Möglichkeiten. Sie experimentieren seit Jahren mit verschiedenen ökologischen Arten, ihr Gemüse anzubauen, mit Hochbeeten, mit Kompost und Co. Erfolgsmodelle werden ausgebaut und weitergegeben und das, was nicht funktioniert, wird wieder aufgegeben.
Manches funktioniert und manches eben nicht…
Wasserversorgung, -beschaffung und -verteilung war ein Thema, das wichtig und zu bedenken ist – entscheidet es doch über Leben und Tod im Garten. Eine regelmäßige Wasserversorgung muss gewährleistet sein und macht vor allem in trockenen Sommermonaten viel Arbeit.
Der Boden und seine Qualität waren ein zentrales Thema. Wie der Boden angereichert und fruchtbarer wird – natürlich ohne chemische Düngemittel.
Wo bekommen wir gutes ökologisches Saatgut für starke und vermehrungsfähige Pflanzen?
Wie vielfältig und abwechslungsreich kann ein Garten gestaltet sein? Vom klassischen Gemüsebeet zum Permakultur-Mandala über Knicks und Waldgarten bis zur Wildblumenwiese für Bienen und andere Insekten….Nachhaltigkeit im Garten hat viele Gesichter.
Apropos Gesichter – neue Gesichter haben wir auch kennengelernt und wir freuen uns, dass uns von Seiten des TIfU Unterstützung für die Umsetzung unseres eigenen Projektes zugesagt wurde.
Und wer Lust hat, mitzumachen und Wedel mit einem Gemeinschaftsgarten zu bereichern, der melde sich gerne in unserer Wandelgruppe!
Am 9. März 2018 fand in der Christuskirche an der Feldstraße das erste Repair Café in Wedel statt. Zahlreiche Helfer und handwerklich Begabte hatten sich zusammengefunden, um der „Wegwerf-Kultur“ entgegen zu wirken. Wer etwas repariert haben wollte, konnte seine Sachen vorbei bringen, ein Stück Kuchen essen und darauf warten, dass die fleißigen Tüftler dem Gegenstand ein zweites Leben schenkte.
Zahlreiche Besucher kamen und ließen die verschiedensten Sachen reparieren. Hier ein kurzer Überblick, von denen einige nur einmal, andere mehrfach vorkamen:
Das nächste Repair Café findet am 25.Mai 2019 statt. Wer in irgendeiner Weise Sachen reparieren kann, ist herzlich willkommen und meldet sich am besten bei den Organisatoren unter repaircafe-wedel(äd:)christuskirche-schulau.de.
Am 16. Und 17. Februar 2019 fand unser Transition-Town-Workshop in der VHS Wedel statt:
Wie schaffen wir einen Gesellschafts- und Kulturwandel hin zu einer lebensbejahenden, nachhaltigen und friedlichen Gesellschaft? Wie funktionieren wir eigentlich als Gruppe? Wie können wir unsere Mitmenschen abholen und für unsere Ideen begeistern? Welche Methoden können wir dafür für unsere Gruppe nutzen?
All diesen Fragen und dem Themenschwerpunkt: „Säen-Wachsen-Ernten: Wie begeistern wir Menschen für das Gärtnern in unserer Stadt, wie kommen wir an Land und können eine nachhaltige Versorgung sichtbar machen?“ sind wir an einem Wochenende nachgegangen. Dabei wurden die 23 TeilnehmerInnen von den Transition-Trainern Silvia und Ingo mit Unterstützung der Regionalexpertin Ilona Koglin durch die zwei Tage geleitet.
Praktische Übungen zur Gruppendynamik und Methoden wechselten sich mit Informationen zu der Transition Bewegung und Grundlagen der Verhaltenstheorie ab. Wir konnten neue Methoden, wie das „Weltcafé“ ausprobieren und gleichzeitig erste Inhalte und Ergebnisse erarbeiten.
Der Samstag durfte mit dem gemeinsamen Kochen eines Gemüsecurrys aus überwiegend regionalen und saisonalen Zutaten ausklingen.
Hier einige Blitzlichter der TeilnehmerInnen zum Workshop. Man sieht schon, er war wirklich vielseitig:
„Super! Er war aktiv, mit ganzem Körpereinsatz!“
„Es hat mir gut gefallen, weil es nicht so theoretisch war“
„Es war ein tolles Gruppengefühl – Teilnehmer sind sich nähergekommen.“
„Es war interessant zu erfahren, wie Gruppen funktionieren.“
„Die Methode Dragon-Dreaming können wir doch bei uns noch mal nutzen.“
„Regelmäßige Treffen nur zum Austausch, wie ein Stammtisch, wären toll.“
„Wir sind die „Macher“ – es braucht dazu aber auch einen Gegenpol.“
„Die Gruppen- und Beziehungsebene sind wichtig.“
„Der kurze Moment der Stille war schön! Können wir das in unsere Ankommensphase vielleicht auch übernehmen?“
„Die Gemeinschaft trägt einen.“
„Es ging mehr um Gruppenprozesse als die Transition-Town-Bewegung“.
„Ein schönes Gemeinschaftsgefühl… lebendig … hat Spaß gemacht!“
„Voller Power!“
„Das erlebte Gemeinschaftsgefühl gibt Kraft.“
„Der Kreislauf der Veränderung war interessant!“
Es wird uns ein vielseitiges, interessantes und lehrreiches Wochenende in Erinnerung bleiben. Das schöne Gruppengefühl und einige Anregungen werden wir mit in unser weiteres Schaffen nehmen.